„Oh Happy Day!“ Oder: Wie Menschen Feste feiern

Von Pfarrerin Marina Brilmayer, Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Von Pfarrerin Marina Brilmayer
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Letzten Sonntag haben wir an der Christuskirche das erste Gemeindefest seit 2019 gefeiert. Alle waren etwas aufgeregt. Wie wird das Fest sein? Haben wir für genug Essen und Trinken gesorgt – oder war es des Guten zu viel? Reicht das Tagesprogramm für draußen und drinnen? Als ich im Gottesdienst den Chor bestaunte und die Kinder vom Hort Goldgrube erzählen hörte, was für sie Glück bedeutet, als wir alle gemeinsam „Oh Happy Day“ sangen, da hab ich gedacht: Fast wie in Jerusalem damals! Denn da gab es auch einen „Happy Day“:

Damals, als der Tempel in Jerusalem eingeweiht werden sollte, war alles perfekt vorbereitet. Ein großer, festlicher Gottesdienst, Religionsbetrieb auf höchstem Niveau. Kostbare liturgische Geräte und Gewänder, Chor und Instrumente, 120 (!) Priester, denn die Bundeslade mit den Zehn Geboten sollte ins Allerheiligste ziehen. Es hieß: „Gott zieht in den Tempel ein“. Alles war in monatelanger Kleinarbeit vorbereitet worden – und dann das: Die Priester, sonst perfekt choreographiert, geraten in eine heilige Unordnung. Sie waren wohl einfach sehr aufgeregt - alles geht drunter und drüber und keiner weiß mehr, wie es weitergeht. Dieses Chaos kann man sich gut vorstellen, finden Sie nicht auch? Mitten hinein in dieses Durcheinander kommt Gott zu ihnen. Aber Gott betritt den Gottesdienstraum anders als erwartet. Die Menschen sehen eine lichtdurchflutete Wolke, mitten im Tempel, und es trifft sie, ganz plötzlich, mitten ins Herz: Jetzt ist uns Gott ganz nah. Wir sind hier und Gott ist hier. Mehr braucht es nicht.

Beim „Oh Happy Day“ singen letzten Sonntag habe ich gedacht: Wie wir wohl in Zukunft Feste feiern werden? Denn das ist sicher: Wir werden weiterhin - in Kirchensprache „ewiglich“ - feiern und gemeinsam essen, trinken und fröhlich sein. Denn wir sind hier und Gott ist hier. Das gibt allen Grund, in den Gesang der Feiernden von damals und heute einzustimmen: Oh Happy day!!

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