Nur ein Flügelschlag

Von Pfarrerin Anne Peters-Rahn, Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Von Pfarrerin Anne Peters-Rahn,
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Kennen Sie den Schmetterlingseffekt? Dieses Modell, nach dem der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann? Sie finden das absurd? So ging es mir beim ersten Hören auch! Was hat der Flügelschlag eines Schmetterlings in Südamerika mit dem Wetter in den USA zu tun?! Die Chaosforschung beschäftigt sich genau damit und hat festgestellt, dass es tatsächlich Zusammenhänge zwischen so weit voneinander entfernt stattfindenden Ereignissen gibt – unter Umständen mit gravierenden Folgen. Was zunächst einmal unwahrscheinlich und vielleicht beängstigend klingt, hat aber auch positive Aspekte: Denn es bedeutet, dass jeder und jede mit nur geringem Aufwand Dinge verändern kann. Und das wiederum klingt doch gar nicht schlecht, klingt sogar mutmachend. Da muss ich mich nicht irrsinnig anstrengen und Tag und Nacht im Schweiße meines Angesichts schinden. Da brauche ich keine bahnbrechenden Ideen und keinen Tross von Leuten, der mich unterstützt. Ich kann in jedem Moment beginnen mein Verhalten zu verändern. Und es reicht schon eine kleine Veränderung, eine kleine Geste. In einem ihrer Lieder singen „Die Ärzte“: „Glaub keinem, der dir sagt, dass du nichts verändern kannst“. Und im Refrain heißt es: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär‘ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt!“ Wir sind nicht so ohnmächtig, wie wir oft glauben – und vielleicht auch glauben wollen – weil’s bequem wäre. Wir tragen mit dazu bei, wie es in der Welt zugeht. Wir entscheiden mit, wie es in unserer Umgebung aussieht.

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