Novemberblues

Von Pfarrerin Anne Peters-Rahn Evangelische Kirchengemeinde Lützel

Von Pfarrerin Anne Peters-Rahn
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Nebel, Regen, kahle Äste. Der Wind fegt die Blätter von den Bäumen und die Menschen in die Häuser. Lange Abende. Wehmut schleicht sich in die Herzen: Sommer ade, Leichtigkeit ade! Das Leben findet ab jetzt wieder drinnen statt. Nach den vielen Aktivitäten in der warmen Jahreszeit erwartet uns nun eine Zeit der Ruhe. – So könnte es sein. Aber mit der Ruhe ist das so eine Sache und gar nicht so leicht: Auf dem Stuhl oder dem Sofa sitzen und nichts tun. Die Hände in den Schoß legen. In hektischen Zeiten manchmal eine Wunschvorstellung. Wenn es tatsächlich dazu kommt, oft ganz schön schwierig. Wunsch und Wirklichkeit liegen selten dicht beieinander. Wenn ein Wunsch zur Wirklichkeit wird, entpuppt er sich auch schon mal als Albtraum für uns. Von Antoine de Saint-Exupéry ist der  Satz überliefert: „Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.“ Als wäre Leben vor allem Tätigsein und nicht auch Nachsinnen, Betrachten. Viele von uns verlieren im Alltag die Balance. Doch Anspannung und Entspannung gehören zusammen so wie das Einatmen und das Ausatmen. Das Leben zu versäumen scheint eine Grundangst von vielen Menschen zu sein, die uns gerade dann erfasst, wenn wir zur Ruhe kommen könnten. Was aber könnte dann schlimmstenfalls passieren? Wir könnten zu uns selbst kommen und würden auf ein Ebenbild Gottes treffen.

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