Nicht Urteilen, sondern Segnen!

2. Sonntag nach Trinitatis

von Pfarrer Edwin Dedekind
Evangelische Kirchengemeinde Bendorf

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

eine der größten Ursachen von Konflikten und Gewalt ist das Richten. Wir Menschen haben es irgendwie in unserer DNS, den anderen zu richten und zu beurteilen. Das Richten nimmt mir in der Kirche oft den Atem. Es verursacht Enge und Lieblosigkeit. Oft ist Richten im Sinne von Gerechtigkeit notwendig und muss geschehen: Wenn zum Beispiel Menschen gewalttätig werden, mit Taten und Worten andere zerstören und Hass und Lügen verbreiten. Da dürfen wir nicht einfach zuschauen und es ignorieren. Aber als Christen sollten wir es sensibel, in Liebe und im Bewusstsein tun, dass wir selbst fehlbar sind und auch oft anderen Schaden zufügen. Jesus lehrte uns, dass wir grundsätzlich nicht richten sollen. Er ist der Richter, nimmt aber die Strafe auf sich, wenn wir Ihn darum bitten, und macht uns frei, vor Gott gerecht zu leben. Und deshalb sollten wir das Richten Gott überlassen. Leider sind in einigen Religionen Richten und Rache Teil des Programmes. Als Christen sind wir aufgerufen, unseren Nächsten, ja selbst unsere Feinde zu lieben. Es gut mit den anderen zu meinen, schaffen wir ohne Gottes Hilfe nicht. Deshalb finde ich es wichtig mich jeden Tag von Gottes Nähe und Liebe neu füllen zu lassen. Ich hatte vor einiger Zeit eine Klasse im Religionsunterricht, die sehr unruhig, konfliktbeladen und herausfordernd war. Den Kindern lehrte ich ein einfaches Gebet: Beim Einatmen „Herr Jesus“ und beim Ausatmen „Sei bei mir!“ zu sprechen. Dieses Gebet haben wir für wenige Minuten – die Kinder haben die Dauer bestimmt – gebetet. In dieser Klasse hat das Gebet den Unterricht zum Positiven verändert. Durch dieses „Herzensgebet“ kann Jesus uns mit seiner Liebe füllen und uns zugleich Zeit vom Urteilen und Beurteilen befreien. Persönlich habe ich gelernt, Menschen, die mich herausfordern, zu segnen, anstatt zu richten.

Ich lade Sie ein, in schwierigen Situationen, die Ihnen den Frieden nehmen, folgendes Gebet zu sprechen: „Herr Jesus“ beim Einatmen und „Sei bei mir!“ beim Ausatmen.

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