Mut, oder was?

Von Pfarrer Gerd Götz, Evangelische Kirchengemeinde Vallendar

Von Pfarrer Gerd Götz
Evangelische Kirchengemeinde Vallendar

Vermutlich gibt es Worte, da braucht man Mut, wenn man sie anderen zumutet. Sonst zieht man sich den Unmut der anderen zu. Ich mutmaße, dass das schon immer so war.
Um nicht weiter "wörtlichen" Mutwillen zu treiben, hier eines meiner Lieblingsworte: Demut.

Klar. Bin ja auch Pfarrer. Und bei den Kirchenleuten wird man immer irgendwie gedemütigt. Sonst klappt das mit der Macht ja nicht. Schade, dass etwas Wahres dran ist/war. Denn so ticken wir Menschen: Am besten habe ich jemand unter mir, dann kann ich nicht der oder das Letzte sein. Also: Immer druff. Und in der Kirchengeschichte gibt es davon zu viele Beispiele. Darüber hinaus sind alte Gesellschaftsstrukturen aktueller, als man glauben kann - oder will. Nicht nur bei Kirchens. Die Erniedrigung des anderen dient zu Erhöhung meiner selbst. Bei Mächtigen und gerade auch bei Ohnmächtigen.

Darum mag ich "Demut". Als Wort. Weil es hoffentlich zum Nachdenken bringt. Wieviel Mut braucht es, um demütig zu sein, also von sich aus, als Haltung? Nicht weil ich erniedrigt werde. Sondern weil ich nicht andere erniedrigen muss, um selbst gut dazustehen.

Ich glaube, dass man dazu viel Mut braucht, weil Demut gegen die Angst steht, zu kurz zu kommen.

Das passt nur schlecht in Zeiten des Rankings, der Abgrenzung und Ausgrenzung.
Demut könnte also ein Weg sein, um diese Angst zu überwinden. Ein Weg. Nicht von jetzt auf eben. Ein Weg, den es zu gehen lohnt. Um der Angst etwas entgegenzusetzten. Mehr Mut zu machen und zu finden. Für ein demütig-mutiges Miteinander. Wo man sich gegenseitig ermutigt. Wo man in Demut, Bescheidenheit und Rücksichtnahme den anderen begegnet. Für eine friedliche, offene und gerechtere Gesellschaft. So wie es Jesus schon sagt: Die Letzten sollen die Ersten sein.

So wünsche ich ein demütiges und damit fröhliches Wochenende.

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