Mit dem Herzen sehen

Pfarrerin Margit Büttner

Von Pfarrerin Margit Büttner
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd, Außenstelle Koblenz

Wo bist du, Gott? Was für eine Frage! Ein Mensch, eine Winzigkeit im großen Ganzen der Weltgeschichte, fragt nach dem Größten, dem Allumfassenden, dem Urgrund des Lebens, dem Sinn, der alles zusammenhält. Ein Mensch, ameisenklein, will einen Zipfel von dem zu fassen kriegen, der die Antwort auf alle Fragen wäre, ja möchte ihn sehen, von Angesicht zu Angesicht, um sicher zu sein, dass es ihn überhaupt gibt.

Zu allen Zeiten stellen Menschen die Frage nach Gott; mal steckt darin  Empörung, mal Verzweiflung, manchmal Hohn und Spott, oft auch tiefe Sehnsucht, und zuweilen eine Mischung aus alledem.

Der Wochenspruch des Monats Juli gibt eine Antwort. Gott selbst antwortet auf  die Bitte von Moses, ihn sehen zu dürfen. „Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gewähre Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.“

Ob das dem Gottsucher genügt? Eines ist klar: Gott zeigt sich nicht als fassbares Gegenüber. Kein Blick kann Gott fassen, kein Verstand ihn begreifen. Aber unsere Sinne können Kontakt mit ihm aufnehmen, gewissermaßen. Es ist ein ästhetisches Ereignis, Gott zu begegnen in seiner Schönheit. Alle Sinne können daran beteiligt sein, das Auge, das Ohr, der Tastsinn, der Geruch… die Organe der Wahrnehmung sind Werkzeuge, Gott zu erkennen.

Ein zweites kommt hinzu: der Name Gottes ist untrennbar verbunden mit Erbarmen und Güte. Man kann Gott nicht wie einem Menschen gegenübertreten und ihn sehen. Aber manchmal kommt er zu uns in der Güte eines Menschen, der sich uns zuwendet, uns seine Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, uns gut ist und gut tut.

Gott sehen? Ja, am deutlichsten in Jesus Christus, dem Menschen, in dem Gottes Wesen sich unverstellt zeigt.

Gott sehen – das geht vor allem mit dem Herzen. Wie es auch er kleine Prinz sagt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Wir können unsere Sinne in der Wahrnehmung üben. Am besten üben wir auch unser Herz.

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