Menschen unter dem Kreuz

Von Pfarrer i.R. Sven Dreiser, Rieden

Von Pfarrer i.R. Sven Dreiser, Rieden

Sie haben den ersten Karfreitag hautnah miterlebt: Menschen, die Jesus auf seinem letzten Weg bis zum Kreuz begleitet haben. Der Lieblingsjünger Johannes und Maria, seine Mutter. Der römische Hauptmann, der als erster bekennt: Du bist der Sohn Gottes! So ganz unterschiedliche Menschen, für die mit dem Karfreitag das Leben des Jesus, aber auch ihre eigene Hoffnung und ihr Vertrauen zu Ende gegangen sind. Es bleiben Schweigen, Trauer und Dunkelheit.

Auch heute stehen Menschen unter dem Kreuz mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen von Leid und Schmerz: Menschen mit Depressionen, denen die Hoffnung abhanden gekommen ist. Menschen, die um ihre Existenz bangen und denen gerade jetzt alles verloren geht, was sie sich mühsam aufgebaut haben. Menschen, die um einen Angehörigen trauern, dem sie in seiner letzten Stunde nicht nahe sein konnten.

Aber Karfreitag ist mehr als die Erfahrung von Leid und Tod. Es geht auch um einen Gott, der sich an die Seite der Trauernden und derjenigen, deren Leben durchkreuzt wird, stellt. Unser Gott ist ein Gott der Menschen, ein mit-leidender Gott. Der die Hoffnung und das Leben nicht aus dem Blick verliert.

Am Karfreitag hängt Jesus am Kreuz und leidet meinen Schmerz und meinen Tod mit. Er hat Erbarmen mit allen, die sich unter dem Kreuz versammelt haben. Damals wie heute.

Nach dem Karfreitag kommt das große Aufatmen. Denn Jesus überwindet den Tod. Neben dem Kreuz ist das leere Grab am Ostermorgen das Hoffnungszeichen für uns Menschen. Die Dunkelheiten bleiben nicht dunkel. Ich glaube getrost an diesen Gott der Menschen und des Lebens. Wohl wissend, dass sich damit nicht alle Probleme dieser Welt einfach in Luft auflösen. Aber die Hoffnung wird zur Schwester der Depression, der Trauer und der Angst. Da ist auf einmal jemand, der mich durch mein Leben mit allen Facetten begleitet. Der dieses Leben mit mir aushält. Und der mich auch im Tod nicht fallen lässt. Halleluja!

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