Mensch, wo bist du?

Von Pfarrer Alfried Hopfgartner, Schulpfarrer des Ev. Kirchenkreises Koblenz

Von Herrn Pfarrer Alfried Hopfgartner
Evangelischer Schulpfarrer des Kirchenkreises Koblenz

 

Die ständige Erreichbarkeit über Handy und Internet ist Fluch und Segen zugleich. Mancher verlangt sogar an den freien Tagen unsere ständige Verfügbarkeit. Besonders grenzwertig ist die Möglichkeit ein Handy zu orten und das Bewegungsmuster des Inhabers auf dem Display sichtbar zu machen. Manche Programme bieten die Errichtung eines virtuellen Grenzzaunes. Verlässt das Handy meines Partners die festgelegte Zone werde ich per mail darüber informiert. Unter Umständen mag dies nützlich sein. Der Schritt hin zu Kontrolle, Unfreiheit und Misstrauen ist aber nur ein kurzer.

Manche Menschen stellen sich Gott so vor. Er zeichnet alle Taten und Lebensmuster auf, will uns kontrollieren um uns dann jede Grenzüberschreitung vorzuhalten. Ein solcher Gott macht unfrei, Vertrauen und Wertschätzung sind da nicht zu finden. In der Paradiesgeschichte (1.Mose,3) möchte Adam unerreichbar sein, er versteckt sich vor Gott und vor den eigenen Fehlern. Gott aber geht auf die Suche, er ruft: Adam, wo bist du? Er zerrt ihn nicht aus dem Gebüsch nachdem er ihn per Handy lokalisiert hat. So lässt er ihm die Freiheit und die Würde selbst zu antworten. Mensch, wo bist du? Die Frage klingt freundlich in meinen Ohren. Gott sucht mich, er vermisst mich. Er fragt: Was ist passiert? Fühlst du dich wohl wo du gerade bist? Ist es ein guter Ort, ein gutes Leben? Ein solcher Gott macht frei, Vertrauen und Wertschätzung sind bei ihm zu finden. In der Paradiesgeschichte kommen Adam und Eva deshalb aus ihrer Deckung hervor, machen den ersten Schritt zur Versöhnung mit sich selbst und Gott. Ein Leben hinter virtuellen Zäunen gibt es bei Gott nicht, auch kein kleinliches Vorrechnen und Abspeichern aller Fehler. Deshalb kann Adam, von Gott geachtet, die Verantwortung für sein Leben in Freiheit und Würde wieder aufnehmen. Ich wünsche Ihnen einen gelassenen und freiheitlichen Umgang mit den Neuen Medien. Und wenn Sie wollen, antworten Sie Gott. Im persönlichen Gebet, im Gottesdienst.

Er ist gewiss- in all seiner Freiheit- jederzeit für Sie erreichbar.

 

Zurück