Made with love
Von Pfarrerin Carmen Tomaszewski
Evangelische Seelsorgerin an der JVA Koblenz
Hochkonzentriert benutzt er die kleine Bastelschere. Dann den Sternlocher. Und den Silberstift. Langsam entsteht aus buntem Papier ein kleines Kunstwerk. Weihnachtsgrüße für die Lieben. Die vermisst er gerade besonders. Es ist schwer in diesen Wochen. Alles voller Weihnachtskitsch im Fernsehen. Doch hier gibt es weder Adventskalender noch Kerzenschein. Da tut eingesperrt sein und warten müssen besonders weh. Aber so ist es nun mal. Untersuchungshaft. Warten, bis das Gericht entscheidet, ob er verurteilt wird. Oder vielleicht, ganz vielleicht doch wieder nachhause darf. Sein Termin ist erst nächstes Jahr. Er wird also Weihnachten definitiv nicht mit der Familie verbringen. War zwar auch nicht immer toll, doch jetzt fehlt es ihm. Er sagt sich, ich bin stark. Ich krieg das hin. Das ist bloß nicht immer so einfach, wie er tut. In ihm brodelt eine dicke Suppe aus gemischten Gefühlen. So hat er auch überlegt, ob er an dem Bastelangebot teilnehmen soll. Ey, er und Basteln. Das hat er zuletzt in der Grundschule gemacht. Aber irgendwie ist das besser, als weiter allein hinter der verschlossenen Tür zu sitzen. Auch wenn er sich vielleicht vor den Anderen ein bisschen zum Affen macht. Wobei, die sitzen auch ganz ruhig und konzentriert in dem eher hässlichen Freizeitraum. Nutzen Glitzerkleber und Weihnachtstape. Und als er rüberlinst, sieht er ganz unterschiedliche Ergebnisse. Nicht unbedingt wunderschön, aber bestimmt besser als der Kram vom Knastkaufmann. Weil selbstgemacht. Mit Sorgfalt und Liebe. Jetzt muss er nur noch schauen, dass er sie rechtzeitig losschickt wegen der Postkontrolle. Sonst ist sie nicht bis Weihnachten da. Das wäre echt schade. Aber auch das hat er nicht selbst in der Hand. Advent. Zeit des Wartens. Das ist an manchen Orten besonders schwer.