Liebe - und nicht Hass, Vergebung - und nicht Vergeltung

Von Pfarrer Edwin Dedekind, Evangelischen Kirchengemeinde Bedorf

Von Pfarrer Edwin Dedekind
Evangelische Kirchengemeinde Bendorf

Vor unserer Kirche hing vor einigen Tagen ein Banner mit Namen von Ermordeten. Wir können alle gut verstehen, wenn Angehörige, Freunde, Beteiligte nicht wollen, dass so eine Tat in Vergessenheit gerät und aus diesem Grund daran erinnern. Jedoch ein Satz machte es unmöglich, dieses Banner dort hängen zu lassen: Es wurde dazu aufgerufen, dass niemals vergeben wird. Auch das kann ich nachvollziehen. Mein Vater wurde ermordet, und ich hatte eine lange Zeit mit Gedanken zu kämpfen, die nicht gut waren. Aber wo ändert sich etwas zum Positiven, wenn Hass mit Hass beantwortet wird? Wir merken in unserer heutigen Zeit besonders, wie sich in unserer Gesellschaft und in der ganzen Welt die Fronten verhärten. Immer mehr Trennung findet statt, auch in der Kirche. Die Früchte von Hass sind Konflikt, Zerwürfnis, Trennung, Krieg.

Doch wir Christen folgen einem Herrn, der uns in eine andere Richtung führt. Er hat es selbst vorgelebt. Als er am Kreuz hing, hat er für die gebetet, die ihm diese schreckliche Tat angetan haben, mit den Worten: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Er hat die Menschen geliebt und auf eine radikal neue Weise über die Liebe Gottes gelehrt. Ja er hat uns selbst dazu aufgerufen, unsere Feinde zu lieben. Er war, er ist Gottes Liebe in Person. Jesus möchte, dass wir den anderen so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Aus eigener Kraft können wir nicht auf diese Weise lieben. Es geht nur, wenn wir die Liebe Gottes erleben und diese Liebe weitergeben.

Wir brauchen die Liebe Jesus in unserer Zeit – mehr, denn je. Jesus ist auf die zugegangen, die nicht geliebt wurden, die Außenseiter, und hat sie mit in seine Kirche hineingeholt. So lädt er auch heute noch jeden ein und will uns zu seinen Kindern machen, die aus seiner unendlichen Liebe schöpfen und leben. Er hat allen gezeigt, wie wichtig Vergebung ist. Vergebung bedeutet nicht, dass wir vergessen. Wenn jemand eine Straftat begeht, muss das Recht seinen Weg gehen. Wenn man aber als Geschädigter nicht vergibt, trägt man eine Last, die einen selbst zerstören kann. Vergebung jedoch bringt Heilung und ermöglicht es, weiterzuleben.

An diesem Sonntag denken wir daran, dass Jesus uns liebt und die Tür zum Vater weit aufgemacht hat: Wir gehören zu ihm!
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Epheser 2,19

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