Liebe teilen - Glauben leben

Von Pfarrer i. R. Sven J. Dreiser

Mein Ehemann Johannes feiert in diesem Jahr seine Goldene Kommunion. Vor 50 Jahren ging die Prozession mit 37 Mädchen und Jungen durch das Dorf. Dahinter die Frauen und Männer, die im ersten Passionsspieljahr 1923 ihren feierlichen Tag hatten. Und dann die Eltern, Geschwister und Paten. Das große Riedener Glockengeläut begleitete den Festtagszug, bis alle ihren Platz in der Kirche gefunden hatten und das Orgelspiel einsetzte.

Zuhause wurde weiter gefeiert. Nach der Markklößchensuppe, den üblichen Fleisch- und Gemüseplatten und dem Pudding zum Nachtisch gab es die Geschenke. Besonders das grüne Klappfahrrad fiel auf. Strahlende Kinderaugen.

50 Jahre später sitzen wir am Sonntag nach Ostern mit unseren Gästen zusammen um den großen Wohnzimmertisch. Ein bunter Haufen von Familie und Freunden. Längst ist Johannes evangelisch geworden, weil er sich schon lange nicht mehr zugehörig gefühlt hat. Bevor es wieder Markklößchensuppe und Fleischplatten gibt, feiern wir einen Abendmahls-Gottesdienst. Niemand wird ausgeschlossen. Allein die Taufe zählt, egal in welcher Konfession. Das Beichtgebet sprechen alle andächtig mit. Beim Teilen von Brot und Wein spüren wir, dass wir eine Familie sind: die eine Familie Gottes hier vor Ort und weltweit. Nur so lässt sich übersetzen, was katholisch im Wortsinn heißt. In meiner Predigt sage ich: In diesem Sinn ist jede und jeder, die/der evangelisch ist, im Herzen auch katholisch. Wir gehören über alle Grenzen hinweg zu Jesus. Allein die Liebe ist unser Glaubensbekenntnis. Ich wünsche allen Mädchen und Jungen, die in diesen Wochen zur Erstkommunion oder Konfirmation gehen, genau diese Erfahrung: Ich gehöre zur Familie Gottes und lebe von der Liebe, die ich mit anderen teilen kann.

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