Lichterfest? St. Martin

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Im religionspädagogischen Unterricht bei angehenden Erziehern wird es diese Woche wieder Thema sein: es gibt Forderungen, man möge aus Gründen des Respekts vor Nichtgläubigen und zur besseren Integration Andersgläubiger in Kitas und Grundschulen nicht mehr den christlichen Martinstag begehen, sondern stattdessen ein Lichter- und Laternenfest feiern.

Tatsächlich gibt es Einrichtungen, die das so handhaben. Auch hier bei uns im Westen. Schade eigentlich. Denn eine Reduzierung des Tages auf Lichter und Laternen beschneidet diesen Tag um das Wesentliche.

Fragt man nach der substantiellen Bedeutung des Festes, so spielen die selbstgebastelten Laternen schnell keine Rolle mehr. Sie sind bestenfalls ein schönes Beiwerk. Entscheidend ist etwas anderes. Martin trifft einen Bettler, er verspürt Mitleid, steigt von seinem hohen Ross herab und teilt seinen Mantel mit dem Frierenden. Es geht also an diesem Tag tatsächlich um Werte wie Empathie, Solidarität und das gerechte Teilen von Gütern. Im Kirchenjargon „tätige Nächstenliebe“.

Eine gelungene künstlerische Umsetzung dieser Szene findet sich in der Kapelle des Krankenhauses des Evangelischen Stifts. Dort stehen sich in einem von Markus Lüpertz gestalteten Fenster Martin und der um Hilfe schreiende Bettler, auf eine Ebene gestellt, gegenüber. Dieses Kunstwerk ist in jedem Fall einen Ausflug in die Koblenzer Vorstadt wert.

Muslime haben übrigens gar kein Problem mit dem Martinstag. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman A. Mazyek, sagte, das Miteinander-Teilen spiele auch im Islam eine wichtige Rolle. Deshalb gehen Muslime auch gern mit im Martinszug. Und das nicht nur wegen der schönen Lichter.

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