Lastenmitträger

Von Carmen Tomaszewski Evangelische Pfarrerin in der ÖkumenischenTelefonSeelsorge Mittelrhein

Von Carmen Tomaszewski
Evangelische Pfarrerin in der ÖkumenischenTelefonSeelsorge Mittelrhein

Frühling. Leben explodiert in Grüntönen und Farben. Die Sonne wärmt wieder. Endlich raus, T-Shirts tragen, auf der Terrasse Kaffee trinken. Für viele ist das der Inbegriff der Lebendigkeit. Für andere macht es das Leben noch schwerer. Leute mit dunklen Gedanken, schwierigen Lebensfragen, aussichtslosen Situationen. Da wirkt die helle Sonne wie Hohn. Und die wuchernde Natur wird zum Kontrastmittel für die selbst erlebte Lebensarmut. Wer das Leben so erlebt, fühlt sich manchmal noch belasteter, wenn alle um ihn herum nach dem langen Winter endlich aufatmen. Denn der Frühling löst die Probleme nicht. Hellt die Gedanken nicht auf. Und zu den Themen selbst kommt das Gefühl, aus der Welt zu fallen. Wo doch alle so froh sind. Nur man selbst steckt im Schweren fest.

Ich bin dankbar, dass es die TelefonSeelsorge gibt. Auch im Frühling. Und dass Männer und Frauen Dienst am Telefon tun, die offen dafür sind, sich auf Menschen einzulassen, denen es gerade nicht gut geht. Meist finden sie keine Lösungen für die Probleme. Aber sie hören zu. Bleiben da. Halten das Schwere mit aus. Und manchmal wird eine geteilte Last ja leichter. Am Telefon, im Schutz der Anonymität, ereignet sich so manche kostbare Begegnung. Ein Kontakt, der das Schwierige nicht wegwischt. Aber vielleicht eine andere Perspektive eröffnet. Für mich ist das wie eine Spur von Jesu Haltung zum Leben. Der hat gesagt: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Bei mir werdet ihr Ruhe finden.“ (Matthäus 11,28 Basisbibel). Gut, wenn es Menschen gibt, die da sind. Und die bereit sind, Lasten mit zu tragen. Auch wenn sie keine Wunder tun können.

Für alle, die sich mit Schwerem plagen und ein offenes Ohr brauchen,
gibt es die Telefonnummer 0800/1110222 Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr.

 

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