Journalismus im Geist des achten Gebotes

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt

Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Ich finde, unsere Demokratie braucht freien, kritischen Journalismus. Wachen Auges und offenen Ohres muss das Zeitgeschehen betrachtet, beschrieben und bebildert werden. Das erfordert intelligente, mutige und sorgfältige Geister. Sie orientieren sich idealerweise am 8. Gebot des Dekalogs:"Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!" Im Umkehrschluss: Du sollst aufrichtig und wahrheitsgemäß über deine Mitmenschen und ihre Angelegenheiten berichten. In gewisser Weise könnte man den Pressekodex des Presserates als eine Art Ausformung des 8.Gebotes betrachten. Die Verantwortung ist groß. Ein falsches Zeugnis vor Gericht kann ein Menschenleben schwer beschädigen, wenn nicht vernichten. Falsche Berichterstattung kann einen Ruf zerstören, Menschen fertig machen. Es wundert nicht, dass Diktaturen zum einen Pressezensur ausüben und zum anderen die Presse als Propaganda missbrauchen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Zweifellos bietet das weltweite Netz eine schier unendliche Fülle an Informations-und Kommunikationsmöglichkeiten. Aber wie bei allen technischen Fortschritten tut sich eine riesige Ambivalenz zwischen positiven und negativen Erscheinungen auf. Was mich in den letzten Monaten besonders erschreckt, ist die zunehmende Fülle an Lügen-und Hassbotschaften, die durch das Netz geistern. Was ist da nicht alles an Lügen über Flüchtlinge geschrieben worden! Zuerst als Gerücht erfunden wurden da Behauptungen als unbezweifelbare Wahrheiten weitergegeben. Fest überzeugt, man habe bessere Informationen als die seriösen Medien, ging man zweifelhaften Quellen auf den Leim und verbreitete ungeprüft Nachrichten, die eh nur zu gut den eigenen Vorurteilen entsprachen. Häufig geschah dort Rufmord und Ermunterung zu Gewalt. Das ist sicher ein Nachteil des Internets, dass dort jeder seine Erkenntnisse verbreiten kann und sei es der größte Schwachsinn und Betrug. Währenddessen nahm man seriösen Journalismus gar nicht erst zur Kenntnis oder diffamierte ihn gleich als "Lügenpresse." Dem entspricht leider auch der niedrige Stand von Reportern, Journalisten in der Skala der Wertschätzung von Berufen.

Sind nicht seriös arbeitende Journalisten oftmals Helden des Alltags? Sorgen sie doch im öffentlichen Raum für eine Kultur von Offenheit und Redlichkeit. Dafür kann man schon mal "Danke" sagen.

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