Jede/r kann singen!

Von Prädikant Dr. Andreas Metzing

Kennen Sie das Musikinstrument des Jahres 2025? Es ist ein ganz besonderes – das einzige, das nicht nur Melodien zu Gehör bringen, sondern auch sprachliche Botschaften transportieren kann. Es handelt sich um die menschliche Stimme.

Schon immer haben Menschen gesungen. Manche Evolutionsbiologen nehmen sogar an, dass die Menschen schon sangen, bevor sie sprechen konnten – dass sich unsere Sprache also aus Gesang entwickelt hat. Denn gemeinsames Singen stärkt die sozialen Bindungen ganz enorm. Für die ersten Menschen war das überlebenswichtig, und bis heute vermittelt es das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt.

Deshalb hat auch im christlichen Gottesdienst der Gesang seinen festen Platz. Denn auch im Glauben geht es darum, dass wir auf Erden keine Einzelkämpfer sind, sondern von Gott auf Gemeinschaft hin geschaffen sind und durch seinen Heiligen Geist miteinander in Jesus Christus verbunden sind. Zur Zeit der Reformation hat das Singen einen kräftigen Aufschwung erfahren. In der eigenen Muttersprache sollte die Gemeinde ihr Vertrauen auf den menschenfreundlichen Gott besingen. Nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch auf den Straßen schmetterten die Protestanten damals ihre neuen Glaubenslieder, etwa „Ein feste Burg ist unser Gott“, wie Kampfgesänge.

Aber auch in unserer heutigen Gesellschaft hat das gemeinsame Singen eine wichtige soziale Funktion. Als ich vor fast 25 Jahren in meinen jetzigen Wohnort gezogen bin, habe ich durch das Singen im Chor Anschluss gefunden und die Erfahrung gemacht: Beim Singen ist es wie im richtigen Leben. Es gibt stärkere und weniger starke Stimmen. Die Schwächeren können sich an die Stärkeren anlehnen, denn was zählt ist die Gemeinschaft. Deshalb empfehle ich allen Noch-nicht-Sänger/innen: Versuchen Sie es doch einfach mal. Sie werden merken: Jede/r kann singen.

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