Ist Zeit Geld?

von Pfarrer Rolf Stahl,  Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Pfarrer Rolf Stahl,
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Die Sommerzeit endet am letzten Sonntag im Oktober um ein Uhr morgens Weltzeit. So ist gesetzlich geregelt für alle Länder der Europäischen Union. Am Sonntag ist es wieder soweit. Diese Zeitumstellung verdanken wir unter anderem Benjamin Franklin. Der berühmte Staatsmann, Schriftsteller und Naturwissenschaftler lebte im 19. Jahrhundert. Er gehört zur Gründergeneration der Vereinigten Staaten Amerika. Als Politiker setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei und die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen ein. Als Wissenschaftler erfand er viele nützliche Dinge. Sie sollten seine Mitmenschen vor Not und Schaden bewahrten. Zu seinen berühmten Erfindungen gehört zum Beispiel ein Ofen, mit dem sich sicher und günstig heizen ließ, oder der Blitzableiter, der Brände verhindert. 1784 veröffentliche er seinen Artikel „Ein ökonomisches Projekt, um Lichtkosten zu mindern.“ Damit legte er einen Grundstein für die heutige Sommerzeit. In einer anderen Veröffentlichung von ihm steht der Satz: „Zeit ist Geld“. Kaum ein anderer Gedanke hat die Wirklichkeit der Neuzeit mehr geprägt. Wer weiß, ob er ihn damals veröffentlicht hätte, wenn ihm seine heutigen Folgen bekannt gewesen wären? Rund um die Uhr und den Kalender stehen die Räder nicht still. Weil Zeit Geld ist, wird sie immer knapper und teurer. Für vieles bleibt so keine Zeit mehr. Aus christlicher Sicht ist das ein verhängnisvoller Sehfehler. Unsere Zeit ist nicht Geld und Zeit ist mit Geld nicht zu bezahlen. Sie steht in Gottes Händen. Er lässt sie uns, und wir können sie uns nehmen für alles und für alle, die er uns ans Herz legt. In diesem Sinne wünsche ich uns allen großzügigen Wechsel von der Sommer- in die Winterzeit.

 

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