In Gottes Namen

Von Pfarrer Christoph
Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Nun ist das auch schon wieder zehn Jahre her, dass die Bibelübersetzung „Bibel in gerechter Sprache“ auf dem Markt ist. Von den einen sehr begrüßt – die ersten beiden Auflagen waren rasch vergriffen – von den anderen sehr kritisch bis ablehnend beurteilt, weil sie die Interessen der Übersetzenden für nicht neutral genug hielten. Die Übersetzter/innen hatten sich nämlich vorgenommen, darauf zu achten, dem Judentum und den Geschlechtern (sprich: der häufig eher verschwiegenen weiblichen Perspektive) gerechter zu werden.

Dabei haben sie, neben vielem anderen auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Bezeichnung für Gott in der Hebräischen Bibel genau genommen ein Eigenname ist. „Ich bin“ oder „Ich bin da“ lässt sich dieser Name Gottes zum Beispiel übersetzten, ohne dass damit ein männliches Gottesbild verknüpft wäre. Die Schreiber und Überlieferer der Hebräischen Bibel wollten den Gottesnamen aus Ehrfurcht nicht aussprechen und haben die Buchstaben so verändert, dass dort wo er steht – und das sind 6800 Stellen! - „adonai“ = „der Herr“ gelesen werden sollte. Damit haben sie, gewollt oder ungewollt, auch bis in viele unserer deutschen Übersetzungen hinein, ein männliches Gottesbild provoziert, wo es genau genommen um einen geschlechtsneutralen Eigennamen geht.

Um so mehr freut es mich, dass für 2016 eine Jahreslosung ausgewählt wurde, die in mütterlichen Kategorien von Gott redet und uns so ermuntert, von Gott freier und offener zu denken, als allein in männlichen Kategorien. „Gott sagt: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“, lautet die Jahreslosung nämlich bei Jesaja 66, 13.

Nicht nur Kinder können „untröstlich“ sein, sondern auch Erwachsene, je nachdem was ihnen widerfahren ist. Möge der Glaube daran, dass Gott sich um uns sorgt wie eine Mutter, dass „sie“ sagt „Ich bin bei dir, ich lasse dich nicht im Stich!“ ihnen und uns neuen Mut geben, mit den Trostlosigkeiten des Lebens und dieser Welt fertig zu werden!

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