Ich verstehe nicht!

Anne Peters-Rahn, Pfr’in Ev. Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Anne Peters-Rahn, Pfr’in
Ev. Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Mit fremden Sprachen ist das so eine Sache. Ich freue mich immer, wenn ich Menschen verstehe, die mich in einer anderen Sprache ansprechen und mehr noch, wenn ich mich mit ihnen in ihrer Sprache unterhalten kann. Oft fehlen mir allerdings die passenden Vokabeln zur Verständigung, weil ich ihre Sprache nicht spreche oder es mir schlicht an Übung fehlt. Ähnlich erlebe ich es im Bereich des Glaubens und der Religion. Vielen Menschen sind Religion und Glaube fremd und unzugänglich. Dazu kommen Vorbehalte: „Worum es da geht hat mit mir doch nichts zu tun!“ Oder: „Das ist doch völlig überholt!“ Es würde Mühe bereiten, sich in dieser fremden Welt und Sprache zurecht zu finden. In der Tat: Vieles wirkt wie aus der Zeit gefallen, irrational und verklausuliert. Was meinen z.B. Gnade, Segen, Auferstehung? Das sind ja nicht wirklich Fremdworte, und doch sind es fremde Worte, Begriffe, die nicht mehr ohne weiteres verstanden werden. Alles krudes oder bedeutungsloses Zeug also? Beim Glauben geht es nicht um Geheimwissen (wobei Wissen nicht schadet und zum Verstehen hilft). Es geht auch nicht um historische Tatsachen oder sachliche Informationen. Trotzdem sind Religion und Glauben nicht belanglos, denn es geht dabei um mich und meine Beziehung zu anderen und zu Gott, dem Anderen. Es geht um das  Fundament des Lebens, den Sinn, das Wesentliche. Glauben heißt, sich mit Verstand und Herz für die Spuren und Zeichen Gottes in dieser Welt zu öffnen. Das Sensorium dafür ist uns vielfach verloren gegangen. Grundbegriffe einer fremden Sprache aber lassen sich neu lernen. Eine Sprache ist mehr als Buchstaben, Vokabeln und Grammatik. Sprache, das sind auch Laute, Silben, Klang und Gefühl. Verstehen ist möglich, auch wenn ich nicht jedes Wort deuten kann.

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