"Ich glaube an Gott den Vater, den barmherzigen..."

Von Pfarrer Burkhard Leh, Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Von Pfarrer Burkhard Leh
Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Sie hatten eine richtige Ahnung, wenn Ihnen beim Lesen dieser Überschrift irgendetwas merkwürdig vorkam. Die ersten Worte erinnern an das Glaubensbekenntnis, wie es in fast jedem christlichen Gottesdienst gemeinsam gesprochen wird. Aber da geht es ja dann um den allmächtigen Gott; von Barmherzigkeit ist nicht die Rede, das ganze Glaubensbekenntnis schweigt dazu. Während die Rede von der Allmacht sogar noch mal wiederholt wird.

Eigentlich ist das schade. Nicht nur, weil so manche Zeitgenossen Schwierigkeiten haben mit der Vorstellung von einem allmächtigen Gott.  Schon eher, weil die biblischen Texte zwar die Macht Gottes bekennen , aber wohl nicht von Allmacht reden. Mich irritiert vor allem, dass die wichtigste Beschreibung des Wesens Gottes dabei übergangen wird: Seine Barmherzigkeit. Damit wird in der hebräischen Bibel die besondere Nähe Gottes zu seinen Menschenkindern betont, so wie eine schwangere Mutter mit ihrem heranwachsenden Kind in ihrem Bauch verbunden ist. Sie kann gar nicht anders, sie ernährt ihr Kind ununterbrochen, fördert sein Leben, bedingungslos.

Manchmal stelle ich mir vor, wie eine Kirche in der Geschichte aufgetreten wäre, die sonntäglich  statt vom allmächtigen immer vom barmherzigen Gott geredet hätte. Womöglich wäre ihr manche unselige Allianz mit den weltlichen Machthabern erspart geblieben, hätte sich selber weniger mächtig aufgestellt. Immerhin: die tätige Barmherzigkeit gehört ja zum unverzichtbaren Aufgabenbereich der Kirche, ohne Diakonie und Caritas kann sich niemand Kirche vorstellen, Gott sei Dank! Der Name des nächsten Sonntags, „Miserikordias Domini“, erinnert uns bleibend an den barmherzigen Gott. Und er baut eine schöne Brücke: zu Menschen jüdischen Glaubens sowieso;  und auch zu den Muslimen, für sie ist Gott ja der Allerbarmer.

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