Hosiana

Von Ute Lohmann, Pfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz

Von Ute Lohmann
Pfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz

Jesus kommt nach Jerusalem, das Volk bereitet ihm einen Empfang wie einem Staatsmann, wie einem, der das Volk leitet und Gutes für es will. Einer, der in einer Welt von Krieg und Gewalt, Frieden und Gerechtigkeit predigt. Kaum vorstellbar.

Wenn ich mir vorstelle, dass das alles heute geschehen würde: Wie viele Menschen würden da am Wegesrand stehen und mit ihrem Handy Bilder von der Szenerie machen? Sicher wäre auch das eine oder andere Selfie dabei. Sicher wäre auch der eine oder andere dabei, der den Kopf schüttelt und sich wundert über einen Mann, dem man nur Weltfremdheit attestieren kann, angesichts der Zerrissenheit dieser Welt, die mit immer neuen Provokationen leben muss. Andererseits gibt es sicher auch viele, die die gleiche Sehnsucht nach Frieden in sich spüren und ihn mit ihrer Unterstützung und einem Gebet begleiten würden. Wo stehen diese und wo würde ich stehen? Ich kann es nicht genau sagen: Einerseits könnte ich mich nicht schützen vor dem Gedanken, dass dieser Jesus von Nazareth doch „verrückt“ sein muss, auf einem Esel in die Hauptstadt zu reiten und so die römischen Machthaber bis aufs Äußerste zu provozieren. Tot kann er doch nichts ausrichten. Doch seine Botschaft ist eine, die mir aus dem Herzen spricht. Es muss andere Wege geben als den der Provokation, der Gewaltausübung, andere Wege als Krieg. Vielleicht würde ich auch mein Handy zücken und ein Foto machen, als Erinnerung und auch, um es online zu stellen?

Heute würde ein solcher Einzug in eine bedeutende Stadt von vielen Menschen beobachtet, gefilmt und gepostet. Heute könnte man sehr schnell in den sozialen Netzwerken etwas über dieses Ereignis erfahren: Die einen würden ihn als Spinner verspotten, andere würden Hassposts schreiben, andere wären berührt von seiner Botschaft und kämen ins Nachdenken, wieder andere sehen in ihm den Mann, der helfen kann, unsere Welt zu einer gerechteren und friedlicheren zu machen. Stellen wir uns dazu, machen ein Selfie, posten es, denn die Botschaft Jesu gilt heute mehr denn je.

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