Hochzeit der Kalender

Von Pfarrer Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Es begann um 1903 in München. Der Buchhändler Gerhard Lang ließ seinen ersten Adventskalender drucken. Dazu hatte ihn seine Mutter angeregt. Sie wollte ihren Kindern die Zeit bis Weihnachten versüßen. Sie hatte dafür selbstgebackene Plätzchen auf einem Karton befestigt. Ihren Sohn Gerhard brachte das später auf eine bahnbrechende Geschäftsidee. Die Folgen sind unübersehbar. Adventskalender gibt es in immer neuen Ausführungen. Es gibt sie für Kinder und Erwachsene. Auch spezielle für Haustiere gibt es im Angebot. Je nach Zielgruppe sind sie meist mit begehrenswerten Kleinigkeiten gefüllt. Der Trend geht zum Polykalendarier. Das Fremdwort passt auf Zeitgenossen, die nicht nur einen, sondern gleichzeitig mehrere Adventskalender nebeneinander benutzen. Das passiert immer häufiger unabhängig von der jeweiligen religiösen oder weltanschaulichen Prägung sowie des Alters und des Geschlechts. Die Qual der Wahl in der Fülle des Angebots begünstigt diese Entwicklung. Was mag dahinter stecken? In all ihrer Verschiedenheit haben Adventskalender einen gemeinsamen Nenner. Sie geben keine leeren Versprechungen. Sie sind ein verlässlicher Hinweis auf ihren Inhalt. Das will auch der „Andere Advent“, ein Adventskalender in Papierform. Eine kirchliche Initiative gibt ihn seit vielen Jahren heraus. In der Koblenzer Citykirche wird jeden Abend im Advent um 17.30 Uhr ein Blatt aus ihm, in ökumenischer Gemeinschaft, vorgelesen. Dazu gibt es Musik und Stille, von allem nur wenige Minuten. Der „Andere Advent“ will keine Zeit stehlen, sondern anregende Momente im Advent schenken. Allen Polykalendariern lege ich das sehr ans Herz. Aber nicht nur ihnen. Alle sind herzlich dazu eingeladen.

Zurück