Hoch hinaus! Oder: Die berühmte Rampe

Von Pfarrerin Marina Brilmayer
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Es war einmal eine Rampe, die war fest eingebaut im Parkhaus Schängel-Center. Diese Rampe war eine ganz besondere, denn sie war berühmt. Leider nicht für eine gute Tat, sondern für das Unglück, was sie dem ein oder anderen brachte: Viele Autofahrer*innen scheiterten an ihr. Vor allem bei Regen und Schnee kamen sie nicht mit ihren Autos hoch, sie blieben unten stecken oder schafften es mit Volldampf und durchgedrücktem Gaspedal, den Außenspiegel beschädigend, schief die Rampe zu bewältigen. Viele beschwerten sich über sie und die Rampe fühlte sich ungerecht behandelt: Was konnte sie dafür, dass sie so rutschig erschaffen worden war? Was konnte sie dafür, dass sie nicht passend war, in dieser Welt, dass sie nicht so funktionierte, wie andere es von ihr erwarteten?

Wenn ich an die Rampe denke, dann denk ich auch an die Weihnachtsgeschichte: Manchmal bist du ein müdes Schaf, eine frierende Hirtin, ein orientierungssuchender König, eine erschöpfte Maria oder ein Josef, der gar nichts tun kann, als einfach nur daneben zu stehen. Du funktionierst eben nicht auf Knopfdruck, wie andere von dir erwarten. Manchmal ist dir Welt zu zugig, zu dreckig, zu schräg, zu rutschig, oder du bleibst stecken. In der Weihnachtsgeschichte ist es so, dass die Engel rufen: Hab keine Angst! Du brauchst dich nicht zu fürchten: Gott liebt dich. Und Gott liebt ganz besonders das Unpassende, das Schiefe, das Unvollkommene – so, wie du eben bist. Wenn ich das nächste Mal im Parkhaus bin und versuchen werde, die Rampe mit meinem Auto zu bewältigen, dann werde ich auch daran denken: Egal, wie schief ich bin dieser Welt – ich bin schon längst gefunden, gesehen und geliebt.

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