Hinhören lernen
Carmen Tomaszewski
Pfarrerin bei der TelefonSeelsorge Mittelrhein
Hinhören lernen. Mit spitzen Ohren. Nachspüren, nachforschen und hineinfühlen, wie ein Mensch seine Geschichte erlebt und erzählt. Das Herz offen halten. Staunen über die Geschichte eines anderen. Dabei die eigene Geschichte kennen und davon unterscheiden. Nichts wissen. Fragen. Mit jemandem danach suchen, wie er oder sie sich selbst besser verstehen kann, ohne wirklich verstehen zu können, worum es geht. Das wirkliche Zuhören üben. Nicht auf ein Stichwort warten, um die eigenen Erfahrungen in den Ring zu werfen. Deep talk statt small talk. Einem Menschen durch das Hören ein Ansehen geben. Seine Würde anerkennen. Egal, wie der gerade fühlt, leidet, schreit oder ist. Mitgehen, auch wenn jemand gerade nur im Kreis unterwegs sein kann. Liebevoll, offen, menschenfreundlich.
So würde ich die Arbeit der TelefonSeelsorge beschreiben. Bestenfalls begegnen sich in einem solchen Gespräch zwei Menschenkinder. Sie betreten gemeinsam einen Raum, in dem alles sein darf und nichts bewertet wird. Ich würde sagen, da ist Gottes Geist präsent. Und dann legen beide auf und gehen ihren eigenen Weg weiter. Ein bisschen reicher. Weil Leben geteilt wurde. Gerade letzte Woche haben wir einen Ausbildungskurs abgeschlossen. Das erfüllt mich immer mit viel Dankbarkeit. Besonders im Advent, wo ich mich darauf einlassen will, dass die Liebe ein menschliches Gesicht hat. Vielleicht wär das ja auch eine Übung für Ihren Advents-Alltag: So hinhören, dass Ihr Gegenüber spürt, dass er oder sie ein Ansehen hat. Und einander wirklich begegnen.
Übrigens – der nächste Ausbildungsbildungskurs, um TelefonSeelsorge zu lernen, startet Anfang nächsten Jahres. Infos unter www.telefonseelsorge-mittelrhein.de