Hier stehe ich …
Von Ute Lohmann
Pfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz
… ganz alleine an einer neuen Schule, im meinem neuen Betrieb, als „alter Hase“ vor der neuen Klasse – ja, dass neue Schul- und Ausbildungsjahr hat begonnen. Was wird jetzt alles auf mich und uns zukommen? Werde ich durchhalten und standhalten können? Wird uns das Corona-Virus wieder ausbremsen? Wo stehe ich jetzt eigentlich?
Mit einem Lehrergottesdienst begann dieses neue Schuljahr und es wurde im Sinne Martin Luthers gefragt: Wo stehe ich? Wofür stehe ich heute - nachdem vor 500 Jahren diese berühmten Worte auf dem Reichstag zu Worms gefallen sind – ein?
Ich stehe ein für – ja für was? Für mehr Gerechtigkeit? Wie soll das gehen? Da versuche ich schon gerecht Noten zu verteilen. Aber werde ich da jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht? Was wird da eigentlich bewertet? Und kann die eine oder der andere Schüler nicht etwas sehr gut, was aber nicht bewertet wird?
Ich stehe ein für – Wertschätzung und Gemeinschaft. Wie will ich das schaffen? Da versuche ich mit meinen Mitmenschen auf Augenhöhe umzugehen, deutlich zu machen, wie wichtig mir jede Einzelne ist, zu zeigen, dass jeder seine Meinung sagen darf. Ich dulde keine Beleidigungen, auch wenn es nur so zum Spaß gesagt ist. Geht so Wertschätzung, schaffen wir so Gemeinschaft?
Ich stehe ein für – ja für was? Wenn sich mir diese Frage wieder stellt, dann kommt mir Jesus und seine Sicht auf die Welt wieder in den Sinn: In seinem Reden und Handeln zeigt er: Gott schaut liebend auf uns, er will bei uns sein, auch in schweren Zeiten, er ist barmherzig. Jesus geht zu dem Zöllner, der die Menschen betrogen hat und macht es möglich, dass dieser seine Schuld einsieht, versucht seine Taten wieder gut zu machen und so wird Gemeinschaft wieder möglich. Dem Reichen zeigt er an verschiedenen Stellen – so wie diese zu ihrem Reichtum gekommen sind – das ist nicht gerecht. Da müssen sie andere Wege gehen, damit es gerechter auf der Welt zugeht, Gemeinschaft und Wertschätzung möglich wird.
Hier stehe ich – Gott und Jesus weisen den Weg mit ihrer neuen Sicht auf die Welt.