Heimat geht jeden an

Pastorin Katrin Püschel

Von Pastorin Katrin Püschel
Öffentlichkeitsreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

„Geografisch, emotional oder politisch: Heimat geht jeden an“, so heißt es in der Ankündigung für die ARD-Themenwoche, die vom 4. bis 10. Oktober das Fernsehprogramm bestimmt. Der Begriff „Heimat“ hat für mich vor ein paar Wochen eine sehr emotionale neue Bedeutung bekommen. Ich denke zurück an eine Frau, die ich ein paar Jahre gekannt habe. 20 Jahre lang hat sie in ihrer bayerischen Wahlheimat gelebt. Nachdem ihre fünf Kinder in Koblenz groß geworden waren, hat sie ihre Sachen und den Kater gepackt, um dort zu leben, wo sie nach dem Krieg ihre Ausbildung zur Fotografin gemacht und die Familie über Jahrzehnte ihren Urlaub verbracht hat. Hier haben auch die Vorfahren ihre letzte Ruhestätte auf dem örtlichen Friedhof gefunden. 20 Jahre mit Blick auf die Berge, Tomaten und Blumen auf der Terrasse, Nachmittagen mit den Skatsschwestern oder Abenden im ökumenischen Bibelgesprächskreis. Sie hat ihre neu gewonnene Freiheit sehr genossen. Ich habe sie sehr für ihren Entschluss bewundert. Als die Kräfte nachließen, ist sie im zurück ins Rheinland, in ein Pflegeheim gezogen. Die letzten anderthalb Jahre hat sie dort verbracht. Liebevoll betreut von Pflegekräften und den Kindern. Ende August ist sie friedvoll gestorben. Zwei letzte Wünsche konnten ihr die Kinder erfüllen: eine Messe mit Eucharistiefeier in ihrer „geistlichen Heimat“, einer barocken Pfarrkirche, und die Beisetzung im Familiengrab.

„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ (Johannes 14,2) An diese Worte Jesu hat der Priester bei der Trauerfeier erinnert. Tröstlich für mich: Die Frau hat ihre Wohnung, ihre Heimat, gefunden. Eine Grabstätte und – darauf vertraue ich – ihre ewige Heimat bei Gott.

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