Halt!

Anne Peters-Rahn

Von Militärdekanin Anne Peters-Rahn
Zentrum Innere Führung, Koblenz

 „Hoffnung zeugt von Dummheit!“  höre ich morgens auf dem Weg zur Arbeit im Radio. Der Kommentator  will provozieren. Und es gelingt ihm. Ich ärgere mich. Und freue mich am nächsten Morgen  - gleiche Stelle, gleiche Welle – über eine Entgegnung. Was dann kommt: Ein Lob „positiven Denkens“ und ein Verweis auf eine „Psychologie des Gelingens“ einschließlich Buchtipp. Schade! Beide Beiträge beschreiben zwar etwas von dem, was Hoffnung auch ist, greifen aber zu kurz und erfassen nicht den Kern. Ich stimme zu, dass Hoffen dumm ist, wenn es bedeutet, an Illusionen festzuhalten, Realitäten zu ignorieren. Und ich stimme zu, dass positive Zukunftsvorstellungen helfen können, schwierige Situationen zu bestehen. Die Bibel meint allerdings etwas anderes, wenn sie von Hoffnung spricht, etwas meiner Meinung nach Unverzichtbares. Ihr geht es nicht darum, die Wirklichkeit auszublenden und sich in Wunschträumen zu verlieren. Ebenso wenig geht es ihr darum, sich mit entsprechenden Strategien an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Hoffen heißt im biblischen Verständnis, von sich selbst, eigenen Sorgen und Ängsten abzusehen und den Blick auf andere und Gott zu lenken. Hoffen ist ein Perspektivwechsel. Etwas  Aktives, bei dem ich den Fokus von mir weglenke. Und ein zweites: Hoffnung richtet sich nicht nur auf die Zukunft, sie beginnt bereits in der Gegenwart! Mit meinem Denken und meinem Tun; damit, wieviel Raum in meinem Leben für Gott und meine Mitmenschen freibleibt. Zugegeben: Das Leben kann mir so mitspielen, dass ich keinen Blick mehr für Gott und andere habe und alle Hoffnung verliere. Das ist schwer! Was dann bleiben mag, ist eine Gemeinschaft von Menschen, die für mich hoffen und mir Halt geben und in der ich einen Platz habe.

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