Halt in herausfordernden Zeiten
Von Pfarrer Edwin Dedekind
Evangelische Kirchengemeinde Bendorf
Wir saßen im kleinen vertrauten Kreis zusammen, zum ersten Mal seit März, weil die Bestimmungen bezüglich der Pandemie es wieder ermöglichten, und berichteten über unsere Erfahrungen in den letzten Monaten. Es tat gut wieder Gemeinschaft in dieser Form zu erleben, etwas, das zuvor selbstverständlich war, aber uns plötzlich genommen wurde. Viele Monate lang keine Treffen und auch keine Gottesdienste.
Eine Person berichtete, wie in ihrem Leben durch diese Krise alles ins Schwanken kam. Zum ersten Mal war alles aus dem Ruder geraten. Bis März gab es immer eine gewisse Sicherheit und Freiheit. Man plante und das Leben fand in einem Rahmen statt, den man selbst setzen und bestimmen konnte. Jetzt war vieles nicht mehr möglich.
Ich habe diese Krise etwas anders empfunden. Bis März 2017 lebten meine Frau und ich in Südafrika. Dort gibt es so viele Krisen, dass sie zum Alltag einfach dazu gehören und man lernt, damit zu leben, denn bei den meisten geht es jeden Tag ums Überleben. In Südafrika habe ich gelernt, in jeder Herausforderung Halt und Frieden zu finden.
Als die Krise im März richtig los ging und die Arbeit in der Gemeinde stark eingeschränkt war, habe ich mich erst einmal innerlich zurückgezogen und das gemacht, was mir Halt und Frieden gibt. Ich habe die Einladung Jesu angenommen: „Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid. Ich werde euch Ruhe geben.“ (Matthäus 11,28). Ich bin mit ihm ins Gespräch gekommen und habe alles mit ihm besprochen. Das half und brachte neue Erkenntnisse, die ich in meine Leitungsgruppen mit einfließen ließ. Es hat dazu geführt, dass wir durch diese Krise nicht gelähmt wurden, sondern entdeckt haben, dass Gott Neues möglich macht. So konnten wir Gottesdienste auf neue Weisen feiern, über das Internet Gemeinschaft erleben und durch die Krise hindurch füreinander da sein. Das Gespräch mit Gott kann uns niemand nehmen, es stärkt und gibt neue Hoffnung.