Haben die was zu sagen?

Von Schulparrer Alfried Hopfgartner

Der Weltkindertag letzten Samstag war in vielen Kirchengemeinden Anlass genug mit Spiel und Spaß, Familiengottesdiensten und Ausflügen die Kinder besonders zu würdigen. Sie erlebten wie sich die "Großen" für ihre Rechte und Bedürfnisse stark machten. Auch der Konfirmandenunterricht ist neu gestartet und einige meiner Schüler erzählen, dass sie ja mit der Konfirmation in der Gemeinde viele Rechte bekommen, die sonst nur die Erwachsenen haben. Die Kinder und Konfirmanden erleben so was in der Religion los ist, können mitmachen und mitgestalten und werden bei wichtigen Entscheidungen gehört und miteinbezogen.

Sie lernen ihre Rechte kennen,können sie praktisch erproben und können so stark gemacht werden für eine demokratische Christen- und Bürgergemeinde. „Kinderrechte –
Bausteine für Demokratie!“, diesem Motto des Weltkindertages entspricht auch die evangelisiche Gemeinde, denn in ihr werden ja alle Ämter auf demokratische Weise vergeben.
Als die Erwachsenen ungestört mit Jesus über Religion und Welt reden, scheuchen sie die Kinder fort. Dafür rügt sie Jesus und ruft die Kinder zu sich. Er umarmt sie, nimmt sie in die Arme und segnet sie.

Über Gott und die Zukunft des Landes zu reden, ohne die Kinder, scheint für ihn sinnlos zu sein. So entsteht kein Segen. Wie Gott im Alten Testament eindeutig für die wirtschaftlich, rechtlich und sozial Ausgegrenzten Partei ergreift, so ist es auch für seinen Sohn klar: Religion, Gesellschaft, Politik werden danach beurteilt, wie sie mit ihren „schwächsten“ Mitgliedern umgeht. Eröffnen wir Kindern Zukunft? Oder verbrauchen wir die Schöpfung, als gäbe es keine Kinder? Kann man an Kindern Geld verdienen sind viele Angebote da. Gleichzeitig lebt aber jedes fünfte Kind Deutschlands in Armut. Kinder brauchen dagegen Verlässlichkeit, Heimat, Wertschätzung, Nähe und Ermutigung. Heute haben mir Schüler
erzählt, dass sie in der Kirche übernachtet haben. Sie haben dort ihren Vorstellungsgottesdienst als die neuen Konfis geplant und eingeübt. Am Sonntag haben sie dann die Gemeinde beim Gottesdienst begrüßt und sich selbst und ihre Gedanken in den Gottesdienst eingebracht. Verlässlichkeit, Heimat, Wertschätzung, Nähe und Ermutigung- all dies haben sie dabei erlebt und all dies haben sie mit der der Gottedienstgemeinende geteilt. Sie hatten was zu sagen und sie wurden gehört. Das hat ihnen sehr gefallen!Und wir?

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt Jesus. Wir sollten in den großen politischen und in den kleinen alltäglichen Entscheidungen unseres Lebens nicht allein unsere
Interesssen, sondern auch das Recht der Kinder auf eine noch lebenswerte Zukunft mitentscheiden lassen.

Einen guten und gesegneten Sonntag
wünscht Alf Hopfgartner
Schulpfarrer, Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

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