Gespenster, Haustiere und der Heilige Geist

Von Alf Hopfgartnerv Schulpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Alf Hopfgartner
Schulpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Nein, der Heilige Geist ist kein Gespenst. Bei den Fünftklässlern komme ich als Relilehrer zu Pfingsten manchmal in Erklärungsnot. Der Heilige Geist hat eher etwas mit Begeisterung zu tun, mit Teamgeist oder wenn man plötzlich ganz mutig und stark ist wenn etwas Schlimmes geschieht. Und wenn das von Gott kommt, dann ist das eben heilig. Kinder sind beharrlich. Und wenn die Begeisterung nicht von Gott kommt? Woran merkt man denn, ob der von Gott kommt? Ist das dann ein böser Geist ein Gespenst? Ich bin verunsichert, eigentlich haben wir ein ganz anderes Thema, ich bin gar nicht darauf vorbereitet. Ist ja fast wie in der Pfingstgeschichte, die Jünger werden vom Geist Gottes aus dem Haus geworfen, dabei wissen sie im Moment weder ein noch aus, wie es mit ihrem Glauben weitergehen soll. Als Jünger Jesu sind sie den Nachbarn und den Passanten bekannt. Aber ist der nicht tot? Ist doch alles vorbei? Wie die Schüler mich nicht vom Hacken lassen, ebenso merken die aufgescheuchten Jünger, das .sie wohl oder übel etwas sagen müssen. Sie reden durcheinander, finden langsam die Worte dafür, wer Jesu für sie ist und warum er für sie so gut und wichtig ist. Selbst überrascht von ihren eigenen Worten fühlen sie sich von Gott begeistert, angezogen. Das erzähle ich den Kindern. Gottes Geist hilft uns Worte zu finden für unseren Glauben, hilft uns zu verstehen, warum Jesu wichtig ist und bringt uns näher zu Gott. Manche der Jünger stolpern über ihre eigenen Worte, stocken, weil ihnen Worte fehlen. Das kennen die Schüler auch. Gottes Geist lässt uns auch Worte vergessen, oder wir wollen sie nicht mehr gebrauchen. Neue Worte, neue Sichtweisen braucht die Welt. In der Pfingstgeschichte sind Menschen aus aller Welt in Jerusalem die von den Jüngern hören, dass auch sie zu Gott gehören. Kein Unterschied von Freund und Feind, keine Vorurteile und pauschale Verurteilung ganzer Völker. Jeder Mensch, ob Russe oder Ukrainer, ob in Deutschland oder Namibia geboren, ob reich oder arm- alle sind Gottes Kinder, jeder so viel wert wie eine ganze Welt. Der Geist Gottes bringt uns dazu, jeden Menschen als Menschen zu sehen. Er bringt uns dazu, nicht kalt abzurechnen sondern zu versöhnen, nicht abzukassieren sondern zu teilen. Deshalb sind Krieg, Hass und Vergeltung nicht Sache Jesu und nicht Sache des Heiligen Geistes. Gottes Geist und Jesu Predigt beseelt uns, Brücken zu bauen zwischen Feinden, dabei Schuld zu benennen und so Vergebung zu ermöglichen. Der Krieg gewinnt, wenn er die Welt dazu bringt, sich nur noch mit den Augen des Krieges anzuschauen, und im anderen nur noch den Feind und das Böse erkennt. Ein solcher Geist kommt nicht von Gott. Leben schaffen und Leben schützen, dass ist Gottes Geist. Wie in der Geschichte der Schöpfung. Mit dem Geist Gottes, mit der Atemluft Gottes wird der unbelebte Mensch lebendig. Juden, Christen und Muslime sehen hinter jedem Menschen, hinter jedem Tier und allem Lebendigen die Kraft Gottes, den Geist Gottes der die Biologie in Gang setzt und dem Leben eine Seele gibt. Obwohl die Kinder noch keinen Biounterricht haben, verstehen sie das. Viele finden es nämlich doof, dass es der Natur und den Tieren so schlecht bei uns geht. Und eine Seele haben natürlich auch die Tiere, jedenfalls die eigene Katze und der Hund. Es schellt gleich, jetzt bloß die Kinder nicht Geschichten von ihren Haustieren erzählen lassen. Nächste Stunde vielleicht. Noch schnell das Bild mit Heiligen Geist als Gespenst zurückgeben. Das Gespenst gefällt mir, sehr farbig und gar nicht gruselig. Vieleicht noch schnell Hausaufgaben geben? Male ein Bild zur Pfingstgeschichte - ohne Gespenst! Nein - lass mal. Können wir ja in der nächsten Stunde machen. Die Kinder müssen doch an die frische Luft, die Sonne scheint. Hoffentlich auch zu Pfingsten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und den Kindern ein schönes Pfingstfest,

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