Geschwister des Sommers

Von Pfarrer Rolf Stahl

Von Pfarrer Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

 

Geschwister des Sommers

„Das Beste am ganzen Tag, das sind die Pausen. Das war schon immer in der Schule so. Das Schönste im ganzen Jahr, das sind die Ferien, dann ist sogar auch unser Lehrer froh.“ So begann vor einigen Jahrzehnten ein Sommerhit. Anita und Roy Black haben ihn gesungen. Sie trafen den Sommernerv. Obere Plätze in den Charts und Hitparaden waren ihnen sicher. „Schön ist es auf der Welt zu sein, wenn die Sonne scheint für groß und klein.“ Sommer tut gut vor allem, wenn die Sonnenstunden nicht zu knapp ausfallen. Man merkt die Sommerferien, auch wenn man selbst keine mehr hat. Das Tempo ist anders. Der Rhythmus verschiebt sich. Viele schlafen länger und bleiben länger wach. Die Busse haben einen anderen Fahrplan. Der Bundestag unterbricht seine Beratungen. Beschäftigte sind im Urlaub. Unternehmen und Betriebe machen zu, Theater auch. Im Fernsehn gibt es ein Sommerprogramm. Die Sommerpause ist ein wesentliches Merkmal unserer Zeitkultur. Darin ist sie eine Schwester des Sonntags. Was der Sonntag für die Woche, ist der Sommer für das Jahr. Der Lauf der Zeit wird heilsam unterbrochen. Ein freier Zeitraum öffnet sich. Die Bibel erzählt warum. Nach den Werken der Schöpfung ruhte Gott aus. Er gibt den Geschöpfen Anteil an seiner Ruhe. Das ist ein Grund für den wöchentlichen Feiertag im jüdischen Kalender. Die Geschichte des christlichen Sonntags knüpft daran an. Sie verbindet ihn mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu. Der Auferstandene scheint wie die Sonne. Ruhe und Sonne, Sabbat und Sonntag. Der Sommer hat Geschwister. Ein Grund mehr, sich an ihm zu freuen und ihn zu genießen. In diesem Sinne wünsche ich allen, gross und klein, eine geruhsame Sommerpause mit vielen heilsamen Unterbrechungen.

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