Geh aus, mein Herz, und finde Freud
Von Pastorin Katrin Püschel
Öffentlichkeitsreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz
Auf dem Weg zum Supermarkt komme ich mit dem Rollstuhl an einem Holzlager vorbei. Sonne wärmt das frisch gesägte Fichtenholz. Eine Duftwolke umhüllt mich. Das Kopfkino für alle Sinne läuft spontan an:
„Zwei Bussarde ziehen kreischend ihre Runden am Himmel über dem Inntal, die Blindschleiche verkriecht sich im Quellwasserkasten. Über das noch nicht gemähte Gras springt eine Erdkröte. Auf der Treppe zur Küche nimmt ein Vögelchen Platz, starrt und piepst mich an. Bienen und Hummeln saugen im Sonnenlicht Nektar aus Oregano-Blüten. Hinterm Steinhaufen neben dem Schafstall linst ein Wiesel neugierig hervor. Eine Spitzmaus flitzt mehrfach an der Schwelle zum Toilettenhäuschen auf der Wiese vorbei. Schwarmvögel sind so federleicht, dass sie auf langstieligen Disteln zwischenlanden können. Weiter oberhalb weiden Zwergziegen, unterhalb in Hörweite fünf Pferde und zwei Esel.“ Diese Eindrücke stammen aus dem Sommer 2016. Seit ich Urlaubspostkarten nicht mehr von Hand schreiben kann, diktiere ich persönliche Impressionen und versende sie per E-Mail. 40 Jahre lang habe ich unzählige Urlaubszeiten mitten in der Natur auf 1000 m über dem Meer verbracht. Fichte wird dort zu Brennholz gesägt, gespalten und gestapelt für kältere Tage in der Tiroler Familien-Berghütte.
Hier sind meine Sinne für Gottes Schöpfung gewachsen. Hier ist bereits in Teenagertagen mein Wunsch entstanden, Pfarrerin zu werden. Weil der Großvater Pfarrer war und die letzten Jahre seines Lebens wie ein Alm-Öhi in der und rund um die Hütte gelebt hat.
Foto: Gerd Götz.