Gedanken zum Sommeranfang

Von Prädikant Dr. Andreas Metzing, Koblenz

Übermorgen ist Sommeranfang – wir sind in der Zeit der längsten Tage und der kürzesten Nächte. Die Sonne hat Kraft – manchmal fast ein bisschen zu viel. Alles ist hell und lichtdurchflutet. Vieles spielt sich draußen ab. In unserem Garten sind die Himbeeren reif und zergehen einem auf der Zunge. Ich genieße diese Zeit. Das Jahr steht auf seiner Höhe.

Sommeranfang heißt aber auch: Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer. Am Anfang merkt man es kaum – gefühlt dauert die Zeit der herrlich langen Abende, die man so gerne auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten verbringt, noch ein paar Wochen. Und dennoch: Ab Ende Juni läuft die Sonne ganz allmählich wieder auf die dunkle Jahreszeit zu. Die hellsten Tage des Jahres sind zugleich von dem wehmütigen Gefühl durchzogen, dass jeder Sommer einmal zu Ende geht. Und gerade in diesen Wochen, wo Corona uns wieder im Griff zu haben scheint und die Energiepreise stetig steigen, ist der Gedanke an den kommenden Herbst und Winter für viele Menschen mit Sorgen verbunden.

Drei Tage nach dem Sommeranfang, am 24. Juni, feiern die Kirchen den Johannistag. Auch er symbolisiert einen Höhe- und Wendepunkt, setzt aber zugleich ein Zeichen der Hoffnung. Denn er erinnert an Johannes den Täufer, der angekündigt hat, dass Gott als Mensch in unsere Welt kommen wird.

„Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“, hat Johannes von Jesus Christus gesagt. Das ab dem 24. Juni langsam wieder abnehmende Tageslicht und die länger werdenden Nächte sagen mir: Wir bewegen uns jetzt wieder – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – auf dunklere Tage zu. Aber ich muss keine Angst haben vor dem, was kommt. Denn gerade da, wo uns Sorgen und Ängste umtreiben, will Gott uns nahe sein.

Diese Hoffnung gibt mir Kraft. An dem Geschenk des Sommers und des Lichts dürfen wir uns aus vollem Herzen erfreuen – und zugleich in der zuversichtlichen Gewissheit leben, dass Gott nicht nur in den hellen, sondern auch in den dunklen Zeiten bei uns ist. An jedem Tag unseres Lebens.

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