Gedanken zu Himmelfahrt

Pfarrerin Stefanie Martin Julius-Wegeler-Schule, Koblenz

Von Pfarrerin Stefanie Martin
Julius-Wegeler-Schule, Koblenz

An manche Sätze erinnert man sich ein Leben lang. Vor allem, wenn in dem Moment der Groschen fällt und man Dinge versteht, die vorher gar nicht so klar waren.

So geht es mir mit einem Satz meines früheren Theologieprofessors. In einer Vorlesung redete er einmal von Christi Himmelfahrt.  Er sagte „Christi Himmelfahrt ist kein Ereignis der Raumfahrt. Wenn wir Christen jedes Jahr Himmelfahrt feiern, oder im Glaubensbekenntnis bekennen, Jesus Christus sei aufgefahren in den Himmel und er sitze zur rechten Gottes, dann ist das eine Glaubensaussage. Dann drückt das den Herrschaftsanspruch Gottes über die Welt aus.“

An Himmelfahrt geht es also darum, wer auf dieser Welt der Herr ist. Es gibt so vieles, was Macht über uns beansprucht und unser Denken und Handeln lenkt. Die Bibel kennt dafür den Begriff „Götze“, und davon gibt es eine ganze Reihe: Geld, Leistung, die Nation, Drogen, Handy, Wachstum, Autos, Angst…

Wenn Himmelfahrt nicht nur „ein Ereignis der Raumfahrt“ sein soll, dann bietet es eine gute Gelegenheit einmal selbstkritisch zu überlegen: Wer bestimmt letztlich über mich? Gott selbst oder das, was wir dazu machen?

Ich glaube, der Psychoanalytiker Erich Fromm ist es gewesen, der in den 70er Jahren so etwas wie Kriterien formuliert hat, wie man „wahre“ und „falsche“ Religion voneinander unterscheiden kann.

Danach wirkt „falsche Religion“ zerstörerisch auf Mensch und Gesellschaft, fördert Herrschsucht und  Hass auf andere. „Wahre Religion“ dagegen fördert die Bereitschaft zu Liebe und Solidarität und macht den Einzelnen stark.  Sie kann die Entfaltung seelischer Kräfte begünstigen oder lähmen.

Wir haben die Wahl…

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