Gastfreundschaft einmal anders
Von Burkhard Leh
Pfarrer in der Evangelischen Studierendengemeinde Koblenz
Das ist eine gute Idee gewesen, die drei Finnen im Jahre 2011 in die Welt setzten: Restaurant-Day, viermal im Jahr, an vielen Orten. Wer immer mag, kann ein „Restaurant“ eröffnen. Auf einer Internetplattform veröffentlicht man den Ort, die Zeit, das kulinarische Angebot. Und dann ist man gespannt, wer da auftaucht. Das kann jeder sein: eine nette alte Nachbarin; ein junger syrischer Flüchtling; ein Bekannter, den man aus den Augen verloren hat; eine Freundin, die die Beziehung noch mal neu mit Leben füllen will; oder ein völlig Unbekannter, der vielleicht einfach nur Hunger hat.
Das alles funktioniert, weil eine alte Sitte, beheimatet in allen Kulturen und Religionen, immer noch lebt: die Gastfreundschaft. Alle gehen davon aus, dass ein Gastgeber nicht Böses im Sinn hat, wenn die Türen des Hauses geöffnet werden und man an seinem Tisch sitzt, zu dem man normalerweise ja nicht dazu gehört. Und von den Gästen hat man anscheinend nichts zu befürchten, sie nutzen diese Situation auch nicht aus.
Ich habe das selber schon mal ausprobiert, weil ich gerne koche, auch für andere und weil ich die Idee so eindrücklich finde. Erlebte Gastfreundschaft gehört für mich zu den schönsten Erinnerungen in meinem Leben. Sie ist auch ein wesentlicher Bestandteil meines christlichen Glaubens. Immerhin steht in seinem Zentrum auch die Einladung zur Mahlgemeinschaft; man isst von einem Brot und trinkt sogar aus einem Kelch. Ohne Gastfreundschaft wäre eine Gesellschaft ein unwirtlicher, kalter Ort.
Morgen am Sonntag ist der erste Restaurant-Day des Jahres 2016. Eine von vielen guten Gelegenheiten, gastfreundlich zu sein und Gastfreundschaft zu genießen. Das geht auch ganz spontan.