Ganz oben auf dem Treppchen
Von Alfried Hopfgartner
Evangelischer Schulpfarrer am Gymnasium auf der Karthause
An meinem Gymnasium wird Sport groß geschrieben. Interessierte Schüler erhalten zusätzlichen Sportunterricht. Schülern die sich mit viel Energie und Einsatz auf den Profisport vorbereiten, ermöglichen wir trotz ihrer enormen Belastung eine gute Schulbildung. Ich finde diese jungen Menschen beeindruckend.
Paulus sieht in den Sportlern Korinths, einer Stadt mit Gymnasium und berühmten Wettkämpfen, sogar ein Vorbild für die Christen (1. Korinther 9): „Wisst ihr nicht, dass die, die im Stadion laufen, zwar alle laufen, jedoch nur einer den Siegespreis erhält? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!“ Zehn Monate dauert die Vorbereitung für den Wettkampf, auf vieles müssen sie verzichten. Und das alles für den Siegespreis, einen einfachen Fichtenzweig.
Auch der Glaube braucht Training, auch ein Christ braucht einen guten Verein und kommt nur mit einer ganzen Mannschaft ans Ziel. Das manchem von uns der Glaube an Gott entgleitet, Religion und Kirche im eigenen Leben immer unscheinbarer werden liegt eben auch daran, dass wir ohne Einsatz und Mühe, ohne Gemeinschaft und eigenes Interesse im Leben, im Sport und im Glauben nicht weit kommen. Daran erinnert Paulus das Leben und Kämpfen der Sportler. Ein guter Verein den Glauben zu üben, Gott zu suchen und zu finden, in Gemeinschaft große und kleine Ziele von Wert zu erreichen ist für Paulus die Gemeinde. Für junge Menschen können dies auch der Konfirmanden - und manchmal sogar der Religionsunterricht - sein. Was beim Sport in Korinth und Korea gilt, hat eben auch Bedeutung für unseren Glauben.
Dennoch ist unser Glaube kein Leistungssport. Jeder der mitmacht, hat bereits gewonnen. Als Christen laufen wir durchs Leben mit dem Glauben, von Gott angenommen zu sein, mit der Hoffnung (auch für andere), Gutes zu erreichen und der Erfahrung, in unseren Gemeinden einen wirklich guten Verein gefunden zu haben.
In unserer Schule freuen wir uns über die großen und kleinen Erfolge unserer Schüler. Im Glauben freue ich mich, dass jeder von uns, ohne der Beste und Erste sein zu müssen, bei Gott ganz oben auf dem Treppchen steht. Das ist mehr wert als ein Fichtenzweig und macht mindestens so glücklich wie die großartige Silbermedaille des deutschen Eishockeyteams.