Frohe Weihnachten!?

Pfarrerin Dr. Anja Angela Diesel

Von Pfarrerin Dr. Anja Angela Diesel
Schulreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Wie lange lassen Sie Ihren Weihnachtsbaum stehen? In vielen Haushalten dürfte an diesem Wochenende die Stunde der Weihnachtsbäume bereits schlagen. Das Neue Jahr ist fast eine Woche alt und Weihnachten für viele Schnee von gestern. Viele christlich orthodoxe Kirchen, z.B. in Russland oder Serbien, feiern jedoch das Weihnachtsfest erst an diesem Wochenende, am 06. und 07. Januar. Wer hat recht mit seinem Festtermin? Schließlich kann der Tag einer Geburt nur einer sein. Die christlichen Feste, die wir heute feiern, waren nicht von Anfang an einfach da. Sie sind nach und nach gewachsen. Christen wollten sich an die wichtigsten Stationen des Lebens, Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi regelmäßig erinnern. Indem Christen diese Stationen feiern oder feierlich begehen, bleibt das Leben, Sterben und Auferstehen Christi nicht ein nur vergangenes Geschehen. Im Fest kommt es immer wieder in unsere Gegenwart, in unsere Lebenswelt hinein. Am Anfang dieser Entwicklung steht das Osterfest, das Fest der Auferstehung. Von ihm her entwickelt sich über mehrere Jahrhunderte der Kreis der Jahresfeste. Das Weihnachtsfest ist dabei unter den christlichen Festen ein Spätling, greifbar für uns etwa ab dem 4. Jahrhundert. Dass sich auf diesem Weg unterschiedliche Traditionen mit Blick auf den Festtermin ausbildeten, ist eigentlich nicht verwunderlich. Ich freue mich Jahr für Jahr sehr auf das Weihnachtsfest, möchte es unter keinen Umständen missen. Die beiden unterschiedlichen Weihnachtsfesttermine erinnern mich daran, dass das, was unseren Glauben ausmacht, nicht daran hängt, was wir genau historisch rekonstruieren können und was nicht. Was wir feiern, dass Gott uns in einer unglaublichen Weise nahe kommt, an unserer Seite steht, unser Leben und Sterben teilt, das ist wahr, unabhängig von der Frage, wann ganz genau dieser Jesus von Nazareth das Licht der Welt erblickt hat.

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