Für den macht es einen Unterschied

Von Werner Süs
Pastor der Evangelischen Stadtmission Koblenz

 

Jesus hat Menschen nie nur vordergründig und dem Augenschein nach wahrgenommen. Er sah und sieht tiefer. Die Bibel erzählt, dass er einmal zu weinen begann, als er die Menschen um sich her beobachtete. In seinen Augen glichen sie verirrten, hilflosen und erschöpften Schafen, die keinen Hirten hatten, der sie versorgte und schützte. Menschen waren ihm nie gleichgültig, ganz egal, ob sie an Jesus glaubten oder nicht. Er interessierte sich für sie, hörte sie an, wandte sich ihnen zu – und hat ihnen oft in besonderer Weise geholfen. Eine tiefe, von Herzen kommende menschenfreundliche Sympathie war eine ständige Triebfeder für sein Leben und Handeln bis hin zu seinem Leiden und Sterben für die Menschen!

Erfreulicherweise gibt es auch heute viele Menschen, die sich nicht anstecken lassen von der zunehmenden sozialen Kälte in unserer Gesellschaft und sich einer sich immer mehr um sich greifenden Herzlosigkeit und Gleichgültigkeit verweigern; die stattdessen echte Herzenswärme ausstrahlen und Nächstenliebe praktizieren, ohne auf Belohnung aus zu sein.

Manchen geht es aber auch so, wie mir neulich eine Bekannte „beichtete“: sie fühle sich von all der Not, die sie wahrnehme und die ihr ganz konkret begegne, überfordert, ja sogar regelrecht gelähmt; sie wisse gar nicht, wo die Hilfe am nötigsten gebraucht werde, wo sie anfangen solle – und überhaupt (so sagte sie wörtlich): „Ich bin ja nicht Jesus.“

Ihre Gefühle konnte ich gut nachvollziehen, mir geht es oft ganz ähnlich – und ich bin auch nicht Jesus! Aber ich habe ihr (und mir) mit einer kleinen Erzählung Mut gemacht: Ein Opa ging mit seinem Enkel an einem Strand entlang, der mit Seesternen nur so übersät war. Immer wieder bückte er sich und warf einen der Seesterne ins Meer zurück. Daraufhin fragte ihn sein Enkel: „Opa, warum tust du das? Es macht doch bei all den vielen Seesternen auf dem großen Strand keinen Unterschied, wenn du einige ins Wasser wirfst.“ Da nahm der Opa den nächsten Seestern, warf ihn weit ins Meer hinaus und antwortete: „Aber für den macht es einen Unterschied!“

Es geht nicht darum, die ganze Welt zu retten; aber warum nicht in der direkten Umgebung anfangen und für die eine oder den anderen einen Unterschied machen? So beherzigen wir, was Jesus als Gebot allen Menschen nahegelegt hat: „Liebe deinen Nächsten/ Nachbarn!“

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