Ewigkeitssonntag – vom Leben reden, auf Zukunft und Veränderung hoffen

Von Pfarrer Burkhard Leh
Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Ich hatte mich auf ein schönes Wochenende in Berlin gefreut, zusammen mit meiner Frau, deren Neffen und dessen Austauschschülerin aus Kanada. Und dann war es angefüllt mit Traurigkeit, Entsetzen, Ratlosigkeit, Zorn und Angst. Wir standen gerade zufällig unter dem Brandenburger Tor,  in Sichtweite zur französischen Botschaft, als wir von den Attentaten in Paris hörten. Die Schülerin bekam eine SMS, man erkundigte sich nach Ihrem Befinden, ob sie noch in Paris sei. Nein, konnte sie antworten, das war das Wochenende davor. Ein bisschen Erleichterung machte sich breit, aber mehr war nicht möglich.

Wir sahen hinter uns das Kanzleramt, davor schon Journalisten, die sich die ersten Informationen erhofften. Was erwartet man da eigentlich? Was bleibt möglich außer dem Ruf nach mehr Polizei, härterem Durchgreifen? Sind wir jetzt im Krieg und schießen wir dann eben zurück?

Ich erinnerte mich an Sätze des Apostel Paulus: „Rächt euch nicht selber, gebt Raum dem Zorn Gottes. Und: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Das ist nicht einfach direkte Handlungsanweisung für die Politik. Aber unsinnig, naiv oder belanglos erscheint es mir auch nicht für die nun notwendigen Reaktionen. Es wächst doch die Einsicht, dass Gegengewalt als Antwort selten zu einem guten Ende führt. Wenn Morde mit nichts anderem als mit der Tötung der Mörder beantwortet werden, hat man sich am Ende von den Mördern und ihren Methoden besiegen lassen. Und der Name des Sonntags am kommenden Wochenende bekäme einen fürchterlichen Beigeschmack: Ein Totensonntag - auf der ganzen Linie. Ich möchte dem anderen, auch geläufigen Namen dieses Tages mehr Raum verschaffen: Ewigkeitssonntag. Da ist vom Leben die Rede, da wird auf Zukunft und Veränderung gehofft, für die Opfer, die Trauernden, - und auch für die Täter. Damit am Ende das Gute und nicht das Böse siegt.