Ermutigung - täglich

Von Pfarrer Christoph Funke
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Das Verhältnis der Christen zur „Urkunde“ ihres Glaubens ist meiner Erfahrung nach vielschichtig. Wann haben Sie zuletzt eine Bibel in der Hand gehabt ?

Bibel in Gemeinschaft mit anderen lesen ist oft fruchtbarer, als alleine zu versuchen, den Sinn für sich zu entschlüsseln.

Die beiden Bibelverse, die heute weltweit (nicht nur) bei den Protestanten gelesen und bedacht werden, stammen aus dem Losungsbüchlein der Herrnhuter. Diese haben für jeden Tag des Jahres eine alttestamentliche „Tageslosung“ ausgelost und dazu einen inhaltlich passenden neutestamentlichen „Lehrtext“ ausgewählt.

Die Losung für den heutigen 11. Januar ist Psalm 4, 8: „Du erfreust mein Herz mehr als zur Zeit, da es Korn und Wein gibt in Fülle.“Und der dazu ausgesuchte Lehrtext ist 1. Timotheus 6, 17: „Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen.“ Glaubende Menschen dürfen also „Genussmenschen“ sein und sich an der Fülle des Lebens freuen, sagt mir das. Nur sollten sie nicht vergessen und auch andere daran erinnern, wem wir das alles zu verdanken haben.

Die „Reichen dieser Welt“ neigen zu dem Missverständnis, als hätten sie ihren Reichtum gänzlich selbst verdient, und ihr Stolz hindert sie nicht selten daran, sich für eine gerechtere Verteilung des Reichtums und der Lebenschancen einzusetzen. Mehr noch: Wenn wir nicht gemeinsam verhindern, dass der „Materialismus“ mit seinem Streben nach unbegrenztem Wachstum und Gewinnmaximierung die neue Ersatzreligion sein soll, werden wir nicht nur das Gespür und die Dankbarkeit für den Schöpfer verlieren, sondern so nach und nach die ganze wunderbare Schöpfung auf dem Altar des „Gottes Mammon“ opfern.

Es gibt Tage, da finde ich die beiden Verse aus dem Losungsbüchlein erstaunlich ansprechend, so wie heute. Oft ziehe ich daraus die - durchaus nicht unkritische – Ermutigung, nach Möglichkeiten zu suchen, mein Christsein täglich mit Leben zu füllen.