Alles hat seine Zeit

Von Pfarrerin Margit Büttner Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., Außenstelle Koblenz

Von Pfarrerin Margit Büttner
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., Außenstelle Koblenz

Die Uhr ist wieder auf Normalzeit zurückgestellt. Wie immer hat es ein paar Tage gedauert, bis auch die innere Uhr den neuen Rhythmus akzeptiert hat. Der Wechsel zwischen Sommerzeit und Winterzeit soll ja nun bald abgeschafft werden. Ärzte warnen vor der dauerhaften Sommerzeit, weil unser Organismus sich nicht nach einem Zifferblatt richtet, sondern nach dem Sonnenstand.

Wir Menschen sind schon merkwürdige Wesen. Auf der einen Seite finden wir immer mehr Gefallen an möglichst natürlichen Produkten, Bio oder regional, verzichten auf Plastik und stellen Insektenhotels auf. Auf der anderen Seite muten wir dem eigenen Körper Manipulationen zu, die ihm einen anderen als den naturgegebenen Takt aufzwingen. Die Mehrheit in Deutschland will es jedenfalls so.

Ein Dichter im alten Israel hat sich einmal Gedanken über die Zeit gemacht. Sie haben die Jahrtausende überdauert, weil sie so schlicht wie wahr sind:

„Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde. Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit, und Gepflanztes ausreißen hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit…“

So geht es weiter und weiter, und wir können aus unserer Lebenserfahrung das alles bestätigen und ergänzen. Warum sollten wir uns dann dagegen wehren und sogar in die Zeit selbst eingreifen und sie nach unseren Wünschen definieren? Der Dichter gibt zu bedenken:

„Was hat nun der, welcher solches tut, für einen Gewinn bei dem, womit er sich abmüht? Ich habe die Plage gesehen, welche Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich damit abzuplagen. Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gelegt, da sonst der Mensch das Werk, welches Gott getan hat, nicht von Anfang bis zu Ende herausfinden könnte.“

Es hat eben immer alles zwei Seiten, auch die Zeit.

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