Empathie als Stärke

Okuli

Von Ruth Stein Pfarrerin
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz


Mitten in die Passionszeit fällt der Satz des bekannten amerikanischen Tech-Milliardärs, Elon Musk: „Die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie.“ Ist Musk überhaupt bewusst, wie er mit dieser Äußerung unserem Gott Hohn spricht? Nach christlicher Vorstellung geht Gott mit uns, fühlt mit uns, begibt sich in Seinem Sohn direkt in das Leiden dieser Welt und wird selbst Opfer eines Terrorregimes: mehr Empathie geht nicht!

Es gab schon viele Äußerungen Musks, die mich entsetzt haben, sprachlos oder zornig gemacht, aber es ist das erste Mal, dass ich so etwas wie Mitleid mit ihm empfinde, denn es ist offensichtlich, dass seine grundlegende Schwäche, vielleicht bedingt durch seine spezifische autistische Störung, ein Mangel an Empathie ist.

Darüberhinaus aber offenbart seine Äußerung auch einen Mangel an Kenntnissen, denn erst kürzlich hat der Historiker K. Michel zusammen mit einem Evolutionsbiologen sowie einem Archäologen ein Buch herausgebracht, in dem die drei Wissenschaftler nachweisen, dass der Mensch von Natur aus ein kooperatives, höchst soziales Wesen ist. Michel spricht in einem Interview sogar davon, dass die Fürsorge untereinander, die gegenseitige Hilfe ´die Lebensversicherung der Steinzeit` darstellten und so das Überleben des homo sapiens sicherten. Empathie ist also ein historisches Erfolgsrezept, eine Stärke und somit Voraussetzung unserer Zivilisation.

Und darüberhinaus ist sie als ´Nächstenliebe` Kern unseres christlichen Glaubens.

Die Passionszeit stellt sich wie jedes Jahr als Einübung in Empathie dar  – und die lassen wir uns aus Vernunftgründen und auch unseres Glauben wegen bestimmt nicht schlechtreden!

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