Einschulung: Sorgen und Nöte im Tornister
14. Sonntag nach Trinitatis
Von Pfarrer Alfried Hopfgartner
Schulpfarrer am Gymnasium auf der Karthauser
Für viele Familien war es eine aufregende Woche. Kinder mit Tornister auf dem Rücken und Schultüte in den Armen werden von den Eltern zur Schule gebracht. Die Einschulung bedeutet für sie einen Schritt in eine neue und unbekannte Welt. Sich da zurecht zu finden, die Regeln zu verstehen und Anschluss zu finden, ist eine große Sache. Bildung und ein guter Schulabschluss sind nun einmal entscheidend für die Zukunft der Kinder. Die Sorgen und Ängste der Eltern tragen sie dabei oft, ohne dies genau zu verstehen, in ihrer Seele mit.
Dies gilt erst recht für die Fünftklässler, die jetzt auf die weiterführenden Schulen gehen. Jetzt gibt es Noten. Jetzt wird sortiert. Ist „befriedigend“ nicht in Wirklichkeit eine schlechte Note? Ohne Frage sind die Schulen auch ein wenig der verlängerte Arm unserer Leistungsgesellschaft.
Manche Menschen stellen sich nicht nur die Schule, sondern auch Gott so vor. Ich werde beurteilt, belehrt, belohnt oder bestraft und muss mich unterordnen. Das Gegenteil aber ist der Fall. Deshalb wird bei jeder Taufe das Kinderevangelium Jesu (Mk.10) gelesen:
Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Vor jedem Schulabschluss, vor jeder Lebensleistung, vor jedem Erfolg ist jeder Mensch bereits freundlichst von Gott begrüßt, angenommen und wertgeschätzt. Das Himmelreich muss sich keiner verdienen. Und umgekehrt: Mit jeder schlechten Note, mit jedem Misserfolg und jeder Schuld bleiben wir von Gott angenommen und wertgeschätzt. Das ist das Großzügige, Gelassene und Freundliche an Gott, welches mich persönlich immer wieder zu ihm bringt.
Und unsere Schulen? Den Lehrerinnen und Lehrern sei Dank geraten unser Kinder nicht in eine herzlose Sortier- und Leistungsmaschinerie. So großzügig wie Gott können sie dabei natürlich nicht sein. Aber es wird nicht nur gefordert, sondern auch gefördert. Ziel ist es, die Lebenschancen der Kinder zu verbessern und ihre persönliche Entwicklung voranzubringen. Auch der Religionsunterricht hilft dabei die Kinder zu befähigen mit den Übergriffen der digitalen Welt zurechtzukommen und zu erleben, dass kulturelle, religiöse und charakterliche Vielfalt eine Bereicherung ist. Denn gerade in der Wertschätzung ihrer Mitschüler, im gegenseitigen Begleiten und im gemeinsamen Lernen erfahren die Schüler und Schülerinnen dass sie von Bedeutung sind und das sie etwas bewirken können. Was für unser menschliches Miteinander gilt, gilt auch für Gottes Wertschätzung uns gegenüber. Wir sind ja für Gott von großer Bedeutung, wir sind eingeladen unser Leben um seine Anwesenheit zu bereichern. Den Lehrern und Lehrerinnen, egal welches Fach sie unterrichten, merke ich an, dass die gute Zukunft ihrer Schüler ihnen sehr am Herzen liegt. Darauf können sich Eltern und Kinder verlassen!
So wünsche ich den Kindern und Familien Mut, Zuversicht und Ausdauer für diesen neuen wichtigen Lebensabschnitt. Uns allen aber die Gewissheit, dass Gott uns wertschätzt, ohne Leistungsdruck, ohne Belehrung, ohne Bestrafung oder Belohnung. Einfach so, ganz und gar, wie er es in der Taufe versprochen hat.