„Wer hat an der Uhr gedreht?“

Pfarrerin Birgit Becker

Von Pfarrerin Birgit Becker
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

„Wer hat an der Uhr gedreht – ist es wirklich schon so spät?“ So erklang es im Abspann jeder Folge der Zeichentrickserie „Der rosarote Panther“, die in meiner Kindheit im Fernsehen lief.

Am Sonntag ist es wieder so weit: die Zeit wird um eine Stunde auf die „Winterzeit“ zurückgestellt. Wir können eine Stunde länger schlafen oder länger frühstücken, uns wird eine Stunde „geschenkt“. Ein und dieselbe Stunde können wir zweimal nutzen – allerdings findet die „Zeitumstellung“ nachts um drei Uhr statt, und es wird ja auch nur an der Uhr gedreht, nicht an der Wirklichkeit. Das, was ich in dieser Stunde tue (falls ich nicht schlafe...), wird nicht dadurch ungeschehen, dass ich anschließend meine Uhr um eine Stunde zurückdrehe und diese Stunde noch einmal durchlebe.

Dennoch hat dieser Gedanke etwas Faszinierendes: die Zeit zurückdrehen zu können, um einen Fehler, den ich gemacht habe, zu verhindern oder zu korrigieren. Oder sie anhalten zu können, um die glücklichen Momente meines Lebens zu verlängern... oder die Zeit vorzustellen, um dem, was vor mir liegt, schon ein ganzes Stück näher gekommen zu sein. Filmemacher und Dichter haben diesen Gedanken immer wieder durchgespielt - melancholisch oder romantisch, kritisch oder komödiantisch. Manchem von uns haben sie damit  vergnügliche oder auch nachdenkliche Momente bereitet.

Am Sonntag wird an der Uhr gedreht, aber nicht an der Zeit. Die wird uns geschenkt. Einfach so. In der Bibel lesen wir beim Prediger Salomo (Kapitel 3): „Alles hat seine Zeit“ – das Tun und das Lassen, Tanzen und Lachen, Wut und Trauer, Abschiede und neue Anfänge. Gott hat uns diese Zeit geschenkt, der Mensch kann nichts zu ihr hinzufügen und nichts davon wegnehmen, selbst wenn wir zweimal im Jahr an der Uhr drehen.

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