Eine Botschaft des Löwenzahns
1. Sonntag nach Trinitatis

von Ute Lohmann
Schulpfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz
Für den Löwenzahn ist die Zeit gekommen – in diesem Jahr wächst und blüht er nicht mehr. Auch die Zeit der großen christlichen Feste ist nun zuerst einmal vorbei: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Was bleibt von diesen Festen, was können wir in den Alltag retten von dem, was wir da gelesen, besungen und gefeiert haben? Jetzt wird sich zeigen, wie nachhaltig diese Festzeiten sind. Jetzt wird deutlich werden, ob wir Auferstehung, Himmelfahrt und die Sendung des Geistes verinnerlicht haben. Wird der Geist, der in uns wohnt, nach außen drängen und wirksam werden?
Dazu fällt mir der Löwenzahn ein – ein schönes Bild aus der Natur: Der Löwenzahn drängt aus der Erde mit seinen grünen Blättern, dann erstrahlt seine Blüte in einem leuchtenden Gelb. Wenn der Löwenzahn nun verblüht, dann schließt sich die Knospe zunächst wieder und in ihr passiert eine Verwandlung. Jetzt öffnet sich die Knospe ein zweites Mal und erwacht neu als Pusteblume mit ihrer filigranen Pracht vieler kleiner weißer Schirmchen, die mit jeweils einem Samenfädchen verbunden sind. Der nächste Wind reißt sie los von ihrer Pflanze, pustet sie in die Luft, weht sie weg von ihrem Ort, auseinander an viele neue Orte, wo sie sich niederlassen können, sich neu verwurzeln können, um dann wieder neue Frucht zu bringen – im nächsten Frühjahr.
Der Wind – von seiner Urbedeutung „ruach“ (aus dem hebräischen) – die bewegte Luft hat mit dem heiligen Geist gemeinsam, dass beide uns verwandeln, in Bewegung bringen und sein Atem uns am Leben erhält. Das Feiern der Feste konnte uns wieder einmal erinnern an Gottes Liebe und Zuwendung, seine Botschaft und seinen Auftrag an uns. Jetzt ist es an uns zu werden wie der Löwenzahn – in uns gehen, wieder erstarken und erwachen, den Geist wehen lassen, anpusten lassen und in der Welt wirken: Im Einsatz für ein friedliches Miteinander - schon im Kleinen, nicht nur bei Kriegsparteien; im menschlichen Umgang miteinander – nicht nur bei den Freunden, sondern auch bei den Menschen, bei denen es schwer fällt; im Kümmern darum, dass es viel mehr Menschen besser gehen kann – wir haben die Möglichkeiten dazu. Bleiben wir in Bewegung und lassen mit uns Gott weiter wirken.