Ein zweites Leben für die Welt

2. Advent

Von Pfarrer Alfried Hopfgartner
Schulpfarrer des Ev. Kirchenkreises Koblenz am Gymnasium auf der Karthause

Besonders für meine jüngeren Schüler und Schülerinnen ist Weihnachten mit Abstand das schönste und größte Fest des Jahres. Wärme und Verlässlichkeit der Familie, die guten Rituale zu Hause am Heiligabend beim  Essen und Beschenken. Und irgendwie stehen sie ja auch im Mittelpunkt. Das stärkt die Kinder , die von den großen Problemen unsere Zeit belastet sind und gibt ihnen ein Stück Sicherheit. Beim Lesen der biblischen Geschichten fällt ihnen sofort auf, das es zur Weihnacht bei Jesus anders war. Eine arme Familie fern der Heimat,umgeben von lauter fremden Menschen. Eine Geburt an einem Futterplatz für Tiere auf offenem Felde und kurz darauf die Flucht vor Verfolgung. Nur als Asylanten überleben Eltern und Kind im fernen Ägypten. Und Geschenke bekommt ja nur Jesus.Alle Anderen gehen leer aus? Das fällt den Schülern gleich auf. In der Weihnachtsbotschaft lesen sie: Da wo Jesus ist ist Frieden auf Erden.In dem was Jesus sagt und vollbringt ist Schalom. Zur Freude aller Menschen, als Würdigung der Schöpfung. Das ehrt Gott! Das ist Gottes Weihnachtswunsch für uns alle .

Tatsächlich geht es also zu Weihnachtenden nicht nur um unser Familienfest im engsten Kreise. Es geht vielmehr um ein Geschenk zur Freude aller Menschen, um Gottes Wünsche für die ganze Schöpfung. Verlässlichkeit, Wärme, Gerechtigkeit und den Frieden Gottes bringt Jesus in die Welt hinein. Welche unserer eigenen Wünsche und Geschenke an die Welt passen dazu? Haben wir überhaupt welche? Meine sechste Klasse hat die Weihnachtsbotschaft verstanden und sie hat Antworten auf diese Frage. Einige gebe ich hier mit Erlaubnis der Schüler weiter, als ihr Geschenk sozusagen: "Ich wünsche mir für die Welt, dass alle Menschen zu essen und zu trinken haben, es keinen Krieg mehr gibt.Für die Welt wünsche ich mir, dass es keine Kinderarbeit und keine Tierquälerei  mehr gibt. Die Menschen sollen nicht nur vor dem Bildschirm sitzen. Die Welt soll nicht so dolle verschmutzt werden, es sollen weniger Arten aussterben. Jeder Mensch soll eine Heimat haben, gute Eltern und jemanden der sie liebt, jemanden mit dem sie reden können. Alle Kinder sollen zur Schule gehen können. Wer viel hat soll denen die nichts haben etwas abgeben. Die Politiker sollen der Welt Frieden schenken. Ich wünsche der Welt zu Weihnachten ein zweites Leben."

Der letzte Wunsch macht mich sehr nachdenklich. Ein zweites Leben? Sind wir in den Augen der Kinder gescheitert? Welchen der Wünsche, welches der vorgeschlagenen Geschenke an die Welt wollen wir Erwachsenen endlich Wirklichkeit werden lassen? Und was ist mit dem Geschenk Gottes? Nehmen wir es an?

Jedenfalls ist es Zeit, dass es wirklich Weihnachten wird, zum Wohl der Kinder,zur Freude aller Menschen und für das Leben der guten Schöpfung Gottes.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten Advent.

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