Ein trauriger Luther

Von Pfarrer Alf Hopfgartner

Von Alf Hopfgartner
Evangelischer Schulpfarrer

Der kommende Sonntag trägt den Namen „Jubilate“. Es gibt Grund zur Freude, zum Jubel, zur Dankbarkeit - trotz alledem. Auch Christen erleben Schlimmes, bleiben hinter den Erwartungen zurück und zweifeln: Bin ich eigentlich noch bei Gott? Ist Gott eigentlich noch bei mir? Trotz alledem haben sie bereits die Ahnung von einem neuen Leben. Wer an die Auferstehung Jesu glaubt, wer seine Hoffnung auf Gott setzt, für den hat all das, auch der Tod, seine Endgültigkeit verloren. Dem wächst Stärke zu, auch mitten in der Verzweiflung.

Luther kennt beides. Die Freude am Leben mit Christus, aber auch den Zweifel an sich selbst, an seiner Arbeit, an Gott. Tagelang bleibt er im Bett, verkriecht sich, ist depressiv. Nach Tagen hat seine Frau Käthe eine Idee. Sie zieht sich schwarze Trauerkleidung an und betritt seine Jammerstube. Luther erschrickt zutiefst, springt auf: „Wer ist denn gestorben?“ Darauf Käthe: „Gott ist gestorben. Wenn du nicht mehr betest, sprichst und singst, dann ist Gott für dich tot und hat keine Macht mehr!“ Käthe erinnert ihn an das, was ihm in seiner Seelsorgearbeit so wichtig ist. Wenn wir beten, verliert das Gefühl der Gottverlassenheit an Kraft, wenn wir singen, schwindet die Traurigkeit. Luther erholt sich, nicht mit einem Schlag, aber Stück für Stück. Er sagt: „Wenn du mutlos und traurig bist, so stell dir vor: Gott lacht dich jetzt an. Hüte dich aufs höchste, allein zu sein. Wage dich in die Nähe derer, die gerade leichter glauben können. Denn wenn Geschwister einander trösten, dann ist die ganze Welt voller Trost.“

Beten, Singen, Reden - trotz alledem. Sich von Gott anlächeln lassen. Das ist eine schöne Einladung an uns alle, die zweifeln und doch auch glauben, die Grund zur Trauer, aber auch zur Dankbarkeit haben. Das ist eine schöne Einladung, vielleicht auch zum Gottesdienst, jetzt am Sonntag „Jubilate“. Lassen Sie sich von Gott anlächeln.

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