Ein sanftes Joch

Es war ein schöner Morgen, dieser Tag nach dem Feuerwerk. Zwischen der Kastorkirche und der Mosel feiern wir den ökumenischen Stadtfest-Gottesdienst. Ein Open-Air-Gottesdienst bei bestem Wetter. Und ich stehe dort und lese vor aus dem Neuen Testament: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir […] und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Das sagt Jesus zu seinen Jüngern (aus Matthäus 11).

„Hast du eine Ahnung!“, denke ich keine zwei Wochen später. Die Schule hat begonnen, ein Brief ans Finanzamt muss geschrieben werden, und nebenbei noch Spielverabredungen für die Tochter organisieren. Dann an den Schreibtisch, den Kopf in dutzenden Projekten gleichzeitig. Abends noch den PC der Eltern reparieren… und die Nachrichten im Radio mache ich meistens aus – das schaffe ich nicht auch noch. Ruhe für meine Seele – wie sehr ich mir das wünsche, aber es fühlt sich so weit entfernt an.

Ich würde das Joch am liebsten abwerfen. Alles anders machen. Aber ich weiß ja auch, dass ich auf hohem Niveau klage – und irgendjemand muss das doch alles erledigen, oder?

Wie könnte es denn aussehen, dieses leichte Joch, von dem Jesus spricht? Wenn die Dinge, die ich tue, einen Sinn ergeben und ich im Blick habe, dass Gutes daraus entsteht. Wenn nicht mein Perfektionismus die Packliste schreibt, sondern ich mich auf das Wesentliche beschränke. Wenn ich nicht immer noch mehr will aus Angst, etwas zu verpassen. Wenn ich nicht alleine trage, sondern gemeinsam mit anderen. Wenn ich meinen Stolz nicht vor mir hertrage, sondern zugebe, dass ich Hilfe brauche und sie auch annehme.

Dann wird das Joch für alle ein bisschen leichter. Wenn wir dann noch die ein oder andere Pause einbauen und miteinander feiern – z.B. ein Stadtfest oder einen ökumenischen Gottesdienst – dann, so glaube ich, bekommen wir eine Menge getragen. Vielleicht hatte Jesus so ein Joch vor Augen.