Ein offener Himmel am Donnerstag

Die Mieten steigen, Wohnungen sind knapp. Wer eine bekommen will, der preist sich an: gutes Einkommen, ruhige Kinder, kein Instrument, kein Haustier, ruhig und sauber... Es gilt jeden Vorzug herauszustellen. All das klingt nicht nach einem Zuhause in dem ich mit Familie leben, lachen und Menschsein darf. Nächsten Donnerstag feiert die Christengemeinde Christi Himmelfahrt. »Im Haus meines Vater gibt´s viele Wohnungen. Ich gehe hin und bereite eine für euch vor«, sagt Jesus. Damit gibt er seinen Begleitern und auch uns eine Möglichkeit Ostern und Himmelfahrt zu verstehen. Bei Gott gibt es für uns Heimat, Asyl und Bleiberecht- auch angesichts des Todes und ohne ein idealer Mieter sein zu müssen. Das lässt uns aufatmen. Eine Heimat im Himmel, das ist gut. Aber ist das auch hier und jetzt von Bedeutung? Ja, denn Himmel heißt: Sein wo Jesus ist. Die Gemeinschaft mit ihm, seine Nähe, das ist es, was uns schon jetzt mit Gott zusammenbringt. Wo Jesus ist, da kommen Mensch und Gott zusammen, da wird Unrecht benannt, Schuld vergeben und Unscheinbares wird wertvoll. Dies erleben wir in unseren Gemeinden und Kirchen wo bei allen Fehlern jeder Mensch- auch der Mensch ohne Geld und Heimat – willkommen ist. Hier bin ich gern gesehen, hier kann ich mich einbringen mit meinem Glauben und Zweifel, mit meinen Stärken und Schwächen. Hier leben Menschen, die sich nicht länger als ideal anpreisen müssen, weil sie bei Gott Mensch sein dürfen. Das lässt uns aufatmen, macht frei und dankbar. Ein offener Himmel, bei Gott zu Hause sein, Mensch bleiben - dies geschieht auch mitten im Alltag. Da wo wir anderen nichts länger nachtragen, da wo wir (auch auf eigenes) Unrecht hinweisen und nach den Unscheinbaren schauen, die bei uns in der Gesellschaft allzuleicht übersehen werden. Wer bei Gott Wohnung nimmt der gewährt gern und ohne Angst zu kurz zu kommen Asyl und Wohnrecht. Der gönnt Anderen Kinder, Musik und Haustier. In diesem Sinne wünsche ich uns allen für Donnerstag einen offenen Himmel, vor allem im eigenem Herzen.
Von Schulpfarrer Alfried Hopfgartner
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz