Ein Mann mit Haltung

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Haben Sie ein Vorbild? Viele Menschen haben eins. Vorbilder stehen für ein Verhalten, das man gut findet und bewundert, das man so gut es geht übernehmen will. Man könnte sagen, sie sind fleischgewordene Wertorientierung.  

In diesem Sommer wird auf der Festung Ehrenbreitstein an Friedrich Wilhelm Raiffeisen erinnert. Taugt er zum Vorbild?

Raiffeisen lebte die meiste Zeit seines Lebens im vorderen Westerwald, wo er als preußischer Beamter das Amt des Bürgermeisters innehatte. So erlebte er es hautnah mit, wie die Bauern in seiner Umgebung tagtäglich um ihre Existenz zu kämpfen hatten. Bittere Armut grassierte damals in Deutschland. Viele flohen davor und wanderten aus, in die USA und nach Brasilien.

Auch Raiffeisens Dörfer waren von dieser Entwicklung betroffen. Als Bürgermeister sah er sich in Verantwortung für die Menschen vor Ort, natürlich dem preußischen Staat gegenüber, aber auch vor Gott.

 Raiffeisen war gläubiger Protestant. Vielleicht kannte er das Bild des Prediger Salomos aus der Bibel, demnach ein Holzstab leicht entzweibricht, mehrere Stäbe zusammen aber nicht brechen. In jedem Fall kam er auf die Idee, eine Genossenschaft zu gründen, wo viele füreinander einstehen statt vereinzelt den Lebensrisiken allein ausgesetzt zu sein.

Ganz besonders wichtig war Raiffeisen der Geist, der in seiner Genossenschaft herrschen und die Werte, die gelebt werden sollten.  

Es ging ihm einerseits um Selbsthilfe und Selbstverantwortung, aber auch  um Demokratie, Gleichheit und Solidarität, Vertrauen, Ehrlichkeit und Offenheit. Die Mitglieder der Genossenschaft sollten Interesse an anderen Menschen haben und sich der Sozialverantwortlichkeit ihres Tuns bewusst sein.

Gerade wegen dieser Werthaltungen ist es heutzutage nötig,  dass an Raiffeisen erinnert wird. Denn mehr davon täte uns allen gut.

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