Ein guter Tausch

Alfried Hopfgartner

Von Alfried Hopfgartner
Evangelischer Schulpfarrer am Gymnasium auf der Karthause

Seit drei Wochen nehmen ca. 3 Millionen Menschen an der Fastenaktion der Evangelischen Kirche unter dem Motto „Du bist schön! Sieben Wochen ohne Runtermachen“ teil. Ich mache zum ersten Male mit. Fasten hatte für mich immer mit Verzicht, Freudlosigkeit und schlechtem Gewissen zu tun. Jetzt merke ich, es geht hier mehr um einen Tausch oder wie Luther sagt, um einen „fröhlichen Wechsel“. Ich verzichte darauf mich selbst und andere herunterzumachen und die „Defizite“ herauszustellen. Ich mache Urlaub von der täglichen Forderung nach Selbstoptimierung in Beruf und Privatleben an mich und andere. Ich tausche dafür Schönes ein. Ich klage nicht, wenn ich morgens nicht mehr wie ein Dreißigjähriger aussehe und finde das Falten und graue Strähnen einem Mann durchaus stehen. Da ich darauf verzichte weiter an einem ungeliebten Kollegen herumzukritisieren, fällt mir auf, wie gut und schön er in der Pause mit einem weinenden Schüler umgeht. Mein Bild von ihm verändert sich. Mit Unbehagen betrete ich meine „schwierigste“ Klasse. Was kann ich da schon erwarten!? Jetzt suche und finde ich dort schöne und gute Beiträge und überraschende Persönlichkeiten. Ich fühle mich wohler und der eine oder andere Schüler auch. Es ist wirklich spannend und entspannend das Schöne bei sich und anderen zu suchen und zu finden.

Ein guter Tausch! Der Blick wird freier und freundlicher, Vorurteile und feste Urteile werden schwächer. Ich brauche sie ja beim Fasten nicht. Ein im Unterricht etwas stiller Schüler sagte letzte Woche überraschend im Unterricht: “ Jesus ging zu den Leuten die alle anderen als  schlecht und gottlos ansahen. Er sah in ihnen nämlich trotz allem Gottes Ebenbilder. Deshalb konnten sie das Gute und Schöne auch an sich selbst entdecken und für ein neues Leben nutzen“. Das sind gute und schöne Worte. Ich gebe sie gerne weiter. Er hat die Geschichte vom verlorenen Sohn gut verstanden. Der Schüler  hat Recht, hier Gott ins Spiel zu bringen. Die Beziehung zu ihm macht es möglich, sich selbst und andere wirklich schön zu finden und nicht runterzumachen. Auch den Nachbarn nicht der die Welt und Gott ganz anders sieht. Auch den Flüchtling nicht der unsere Sprache nicht spricht.

In der Fastenzeit gedenken wir der Leiden Christi und den hohen Preis den er dafür bezahlt hat, damit wir trotz unsere dunklen Seiten und Fehler Gottes Ebenbilder und Gottes Kinder bleiben können. Ein guter Tausch, ein „fröhlicher Wechsel“ ist das. So sagt es Martin Luther. Der Verzicht uns und andere ständig runterzumachen ist eine kleine aber gute Antwort darauf. Im Anderen- trotz allem- das Ebenbild und Kind Gottes zu sehen, das Gute und Schöne in uns und den anderen zu suchen und zu fördern, damit geben wir Jesus Recht und vertrauen darauf, dass Gott es gut mit uns meint. Im Sinne des Gesagten wünsche ich Ihnen und ihrer Familie einen schönen Sonntag!

PS: Auf der Website unserer Evangelischen Landeskirche (ekir.de) finden sie alle Infos zur Fastenaktion

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